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Politik: Hauptbahnhof noch teurer als bekannt

200 Millionen Euro für Bürobauten kommen hinzu / Vertrag mit Mehdorn soll bis 2012 verlängert werden

Berlin - Der Berliner Hauptbahnhof war noch teurer als bisher bekannt war. Zu den von der Bahn genannten Kosten von rund einer Milliarde Euro für den Bahnhof und den Tunnelbereich bis zur Spree kommen noch die Aufwendungen für die beiden Büro-Bügelbauten, die das Glasdach überspannen, hinzu. Sie haben nach Angaben aus der Bahn weitere 200 Millionen Euro gekostet. Der Absturz einer Querstrebe an diesen Bügelbauten während des Orkans „Kyrill“ in der vergangenen Woche hat zudem einen Millionenschaden an dem Gebäude verursacht. Unabhängig davon soll nach Tagesspiegel-Informationen der Vertrag mit Bahnchef Hartmut Mehdorn um vier Jahre verlängert werden.

Bei der Präsentation des Bahnhofs-Modells Mitte der 90er Jahre war daran gedacht worden, die Bauten für Büros und ein Hotel zu nutzen. Für den Bahnbetrieb sind sie nicht erforderlich.Trotz intensiver Suche fand die Bahn aber keine Mieter. Bahnchef Hartmut Mehdorn erwog deshalb, auf den Bau der Bügelbauten zu verzichten. Weil sie aber auch das Nord-Süd-Dach über der Eingangshalle des Bahnhofs tragen, wurden sie am Ende doch gebaut.

Jetzt will die Bahn dort selbst einziehen – wahrscheinlich auch mit dem Konzernvorstand, der bisher im „Bahntower“ im Sony-Center am Potsdamer Platz sitzt – und dort eine sehr hohe Miete zahlt. Der jetzt insgesamt 1,2 Milliarden Euro teure Hauptbahnhof sollte ursprünglich viel billiger werden und nur etwa 300 Millionen Euro kosten. Das fast fertig ausgearbeitete Modell der Ingenieurgesellschaft für die Planung der Verkehrsanlagen im Zentralen Bereich (IVZ) fand jedoch keinen Gefallen beim damaligen Bahnchef Heinz Dürr. Als „Tankstellenarchitektur“ war der herkömmliche Bahnhofsbau bezeichnet worden.

Die Bahn entschied sich dann für den Entwurf des Architekturbüros von Gerkan, Marg und Partner. Einen großen Wettbewerb hatte es nicht gegeben. Mit Josef Paul Kleihues hatten die Bahn und der Senat nur einen weiteren Konkurrenten zugelassen. Der Sieger soll nach Tagesspiegel-Informationen von Anfang an festgestanden haben.

Als Mehdorn an die Spitze der Bahn kam, war der Hauptbahnhof bereits in Bau; Kosten- und Zeitplan waren längst aus dem Ruder gelaufen. Der damals neue Bahnchef ließ deshalb das Glasdach des Bahnhofs verkürzen und später statt einer aufwändigen Gewölbedecke im Untergeschoss eine seiner Ansicht nach billigere Flachdecke einbauen. Diese muss nach einer erfolgreichen Klage von Gerkans wieder entfernt werden, wenn das Urteil des Berliner Landgerichts in letzter Instanz bestätigt werden sollte. Die Bahn hat für den Ausbau der Decke weitere Kosten in Höhe von etwa 40 Millionen Euro veranschlagt.

Unabhängig davon wird der Hauptbahnhof für die Bahn immer ein Verlustbringer sein. Die Geschäfte bringen ihr jährlich nur eine Miete zwischen sechs und acht Millionen Euro; zu wenig, um die Baukosten jemals hereinzuholen. Für Mehdorn ist so längst klar: Noch einmal würde man den Bahnhof so nicht bauen.

Die Diskussion um den Bau scheint ihm allerdings nicht zu schaden. Der Aufsichtsratschef des Konzerns, Werner Müller, bereite eine Vertragsverlängerung für den Spitzenmanager vor. Das erfuhr der Tagesspiegel aus dem Umfeld des Kontrollgremiums. Mehdorn soll den Konzern demnach bis zum Jahr 2012 führen. Sein bisheriger Vertrag läuft im Frühjahr 2008 aus. Die geplante teilweise Privatisierung der Bahn findet aber frühestens in der zweiten Jahreshälfte 2008 statt.

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