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Gegen die Nato. Der Chefredakteur des rechtsextremen Magazins "Compact", Jürgen Elsässer, verteidigt Putin und attackiert die USA und die Nato als "Aggressor"

© imago/Florian Schuh

Deutsche Rechtsextremisten halten zu Putin: Hass auf die Nato, dafür Verständnis für Russland

Das neurechte "Compact"-Magazin und die "Freien Sachsen" stellen sich an die Seite Putins. Scharf kritisiert wird er aus der Szene der Autonomen.

Von Frank Jansen

Das Freund-Feind-Schema bleibt auch in Kriegszeiten intakt. Auch nach dem Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine verteidigen deutsche Rechtsextremisten das Putin-Regime. "Der Angreifer ist, wie schon oft in der Geschichte beobachtet, nicht der Aggressor", schreibt Jürgen Elsässer, Chef des neurechten, verschwörungsideologischen Magazins "Compact", am Donnerstag in einer "Erklärung" auf der Website des Mediums.

Die Aggression gehe "von der NATO unter Führung der USA aus, die die Ukraine als Offensivplattform gegen Russland nutzen wollen und bereits eine ständige Militärpräsenz im Land unterhalten", behauptet Elsässer. Für Putin empfindet er weiter Sympathie.

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Dieser betreibe "keine neo-sowjetische, sondern eine neo-zaristische Außenpolitik", meint Elsässer und lobt: "Der Unterschied ist wichtig, denn mit dem Zarenreich ist Deutschland in der Regel gut ausgekommen". Dass Deutschland und das russische Zarenreich im Ersten Weltkrieg gegeneinander kämpften, erwähnt der "Compact"-Mann nicht.

Das Bundesamt für Verfassungsschutz stufte das Magazin im Dezember 2021 als "gesichert extremistisch" ein und bescheinigt ihm schon länger "das demokratische System und seine Institutionen diffamierende Inhalte und insbesondere verschwörungsideologische Positionen". "Compact" ist ein Sprachrohr des staatsfeindlichen Spektrums von Querdenkern und Rechtsextremisten.

"Putin Fuck Off"

Elsässer ist nicht der einzige Fanatiker, der nach dem Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine Position bezieht. Rechte und linke Extremisten äußern sich, zum Teil mit bizarren Parolen. Während bei Rechtsextremen der Hass auf NATO und USA überwiegt, kommen aus der autonomen Szene trotz ähnlicher Aversionen jetzt erstaunlicherweise andere Signale.

Auf der Internetplattform "Indymedia.org", dem Zentralorgan militanter Linksradikaler und oft genutzt für Bekennerschreiben zu Brandanschlägen, propagiert das "Anarchistische Netzwerk Dresden" seine "Solidarität mit den Menschen in der Ukraine".

Auf einem Foto ist eine Gruppe vermummter Autonomer zu sehen, die auf der Elbwiese vor der Kulisse der Dresdener Altstadt mit schwarzroten Fahnen, einem brennenden Bengalo und einem großen Transparent posiert. Darauf steht, "Putin Fuck Off" und "Solidarity with the people in Ukraine".

Den Linksradikalen geht es allerdings auch speziell um ein Zeichen für die "anarchistischen Gefährt*innen" in dem überfallenen Land. Kritisiert werden zudem "Sachsens Regierung und die politischen Eliten" des Freistaats. Diese hätten noch nie mit ihrer Nähe zum russischen Regime "hinter dem Berg gehalten".

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Erwähnt wird die umstrittene Auszeichnung Putins im Jahr 2009 mit einem Orden beim Opernball in Dresden. Laudator war der damalige sächsische Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU). Bürgerrechtler hielten die Ehrung des russischen Autokraten für einen Fehler.

Die "Freien Sachsen" unterstützen die russischen Separatisten

Bei sächsischen Rechtsextremisten kann Putin hingegen auf Milde hoffen. "Beide Seiten, Russland und die Ukraine, tragen Verantwortung für die Eskalation", postet die rechtsextreme Gruppierung "Freie Sachsen" am Donnerstag beim Messengerdienst Telegram. "Einseitige Schuldzuweisungen" seien falsch und Sanktionen "jeder Art" gegen Russland abzulehnen.

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Kritisiert wird jedoch einseitig die NATO. Sie habe "die ukrainische Regierung regelrecht aufgestachelt und zu fortwährenden Provokationen und Überfällen veranlasst". Die Freien Sachsen, eine treibende Kraft bei der Radikalisierung der Proteste von Impfgegnern im Freistaat, erklären zudem ihre Sympathie für die russischen Separatisten in der Ost-Ukraine.

Mit einem bizarren Bekenntnis: "Auch wir Sachsen streben nach Autonomie und erkennen die von den dortigen Bürgern ausgerufenen Volksrepubliken Donezk und Donbass an."

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