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Ein Mann steht unter einer riesigen Türkei-Flagge in Istanbul.

© YASIN AKGUL/AFP

Adil Demirci: Haftbefehl gegen weiteren Deutsch-Türken in Istanbul

Knapp zwei Monate nach der Freilassung von Deniz Yücel nimmt die Türkei einen weiteren Deutsch-Türken in Untersuchungshaft. Es geht um angebliche Terrorpropaganda.

Gegen einen weiteren deutschen Staatsbürger ist in der Türkei Haftbefehl erlassen worden. Adil Demirci sei am Dienstag in Istanbul unter anderem wegen Terrorpropaganda in Untersuchungshaft genommen worden, sagte seine Anwältin Gülhan Kaya der Deutschen Presse-Agentur und bestätigte damit einen Bericht der linken Nachrichtenagentur Etha. Demirci besitze sowohl die deutsche als auch die türkische Staatsbürgerschaft, sagte Kaya. Reporter ohne Grenzen forderte die Freilassung des Deutsch-Türken.

Eine Sprecherin des Auswärtige Amts sagte am Mittwoch in Berlin, man habe zwar Kenntnis von der Verhängung der Untersuchungshaft, allerdings noch keine offizielle Bestätigung der türkischen Regierung und keine Begründung für die Verhaftung. Das Generalkonsulat stehe in Kontakt mit den türkischen Behörden und der Familie. Im Moment seien es fünf deutsche Staatsangehörige, bei denen man davon ausgehen müsse, dass sie aus politischen Gründen in Haft säßen.

Kaya sagte, konkret werde Demirci vorgeworfen, Mitglied der Marxistisch-Leninistischen Kommunistischen Partei (MLKP) zu sein und Propaganda für diese betrieben zu haben. Die MLKP gilt in der Türkei als Terrororganisation.

Demircis Verhaftung kommt nur knapp zwei Monate nach der Freilassung des „Welt“-Korrespondenten Deniz Yücel. Die bis vergangenen Dezember in der Türkei inhaftierte deutsche Journalistin Mesale Tolu hatte am Freitag via Twitter mitgeteilt, Demirci gehöre zu drei Mitarbeitern der linken Agentur Etha, die in der Nacht zum Freitag bei Polizeirazzien in Istanbul festgenommen worden seien.

"Lockere Entkrampfung" im deutsch-türkischen Verhältnis

Der Geschäftsführer von Reporter ohne Grenzen, Christian Mihr, sagte den Zeitungen der Funke Mediengruppe: „Realistischerweise befürchte ich, dass Adil Demirci für Monate in Haft bleiben wird.“ Das Verhältnis zwischen der Türkei und Deutschland habe sich nach der Freilassung von Tolu und Yücel nicht wesentlich verbessert. Man könne maximal von einer „lockeren Entkrampfung“ sprechen, so Mihr.

Auch Tolu arbeitete bis zu ihrer Inhaftierung im April 2017 für die Etha. Sie war im Dezember aus der Untersuchungshaft entlassen worden, darf die Türkei aber nicht verlassen. Aus Demircis Umfeld hieß es, er lebe in Köln und sei Sozialwissenschaftler. Er wäre eigentlich am vergangenen Samstag zurück nach Deutschland gereist. Demirci habe aus Deutschland frei für die Etha berichtet.

Dass Auswärtige Amt hatte vor der Verhaftung Demircis mitgeteilt, dass aus politischen Gründen noch vier Bundesbürger in der Türkei in Haft seien. Bei einem davon handelt es sich um den 73-jährigen Doppelstaatsbürger Enver Altayli, die Namen der anderen drei sind nicht bekannt. (dpa)

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