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Tsai Ing-wen ist Taiwans Präsidentin.

© REUTERS/Ann Wang

Vor Besuch von Nancy Pelosi: Hacker legen Webseite der taiwanischen Präsidentin lahm

Taiwans Präsidialamt ist Opfer einer Cyberattacke geworden. Diese soll aus dem Ausland erfolgt sein. Es seien Gegenmaßnahmen ergriffen worden, heißt es.

Kurz vor dem erwarteten Besuch der Vorsitzenden des US-Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, in Taiwan haben Unbekannte die Webseite der taiwanesischen Präsidentin Tsai Ing-wen lahmgelegt.

Taiwans Präsidialamt bestätigte, dass die Website des Präsidialamtes am Dienstag gegen 17:15 Uhr Ortszeit von einem DDoS-Angriff aus dem Ausland betroffen war. Der Datenverkehr sei 200-mal so hoch wie an einem normalen Tag gewesen, was dazu geführt habe, dass die offizielle Website 20 Minuten lang nicht erreichbar war, berichtete der taiwanesische Sender TVBS auf Twitter.

Das Präsidialamt sagte, es seien Gegenmaßnahmen ergriffen worden, so dass die Webseite nun wieder normal funktioniere. Alle Regierungsstellen hätten ihre Wachsamkeit und Schutzmaßnahmen gegen die Cyberattacken verstärkt, sagte ein Sprecher des Präsidialamts in Taipeh. Woher die Angriffe kamen, wurde nicht gesagt.

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Als protokollarisch drittmächtigste Politikerin der USA – nach Präsident und Vizepräsident – hatte Pelosi einen Besuch des Inselstaates bereits für April geplant, ehe ihr eine Covid-Infektion einen Strich durch die Rechnung gemacht hatte. Ihre Reise nach Taiwan ist das stärkste politische Signal der USA zur Unterstützung Taipehs seit vielen Jahren.

Die Volksrepublik China betrachtet Taiwan als „unabtrennbaren Bestandteil des chinesischen Territoriums”, während sich die Republik China auf Taiwan als souveränen Staat sieht, von dem sich Festlandchina durch die Gründung der Volksrepublik 1949 „abgespalten” habe. Beide Staaten erhoben in der Vergangenheit im Rahmen der Ein-China-Politik Anspruch auf das Recht der internationalen Alleinvertretung Gesamt-Chinas.

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Nur eine Minderheit der Staatengemeinschaft unterhält heute formal diplomatische Beziehungen mit der Regierung in Taipeh. Trotz der Anerkennung der Volksrepublik Chinas unterstützen die USA Taiwan mit militärischer Ausrüstung.

Im Cyberbereich rüsten die Länder schon seit Jahren auf. Die chinesische Regierung hat 2015 das eigene Militär um einen spezialisierten Zweig erweitert. Im Rahmen einer Militärreform wurde die Strategische Kampfunterstützungstruppe der Volksbefreiungsarmee ins Leben gerufen, die als fünfte Teilstreitkraft des Militärs operiert. Ihr Wirkungsbereich: der Weltraum und die Cybersphäre.

„Erfolgreiche Cyberangriffe können Taiwans Kritische Infrastruktur lahmlegen und Taiwan anfällig für nachfolgende Angriffe der Volksbefreiungsarmee machen“, sagt Chen Yi-fan, Experte für Diplomatie und Internationale Beziehungen von der Tamkang Universität in Neu-Taipeh, im Gespräch mit dem US-Radiosender „Voice of America“.

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Erfolgreiche Cyberangriffe aus der Volksrepublik China könnten im Angriffsfall Chaos säen und Taiwans Verteidigung schwächen. Eine Invasion würde für Peking möglicherweise weniger kostspielig werden, weil der Widerstand geringer sein würde

Schon heute sehen sich taiwanesische Regierungsorgane und Betreiber Kritischer Infrastruktur des Landes monatlich zahlreichen Cyberangriffen aus der Volksrepublik China ausgesetzt. Taiwanesische Beamte haben bereits erklärt, dass die Insel jeden Monat mit Millionen von Cyberangriffen konfrontiert ist, von denen etwa die Hälfte vom chinesischen Festland stammen soll.

Auch in Taipeh stärkt man seit Jahren seine digitalen Abwehrkräfte. Bereits im Jahr 2001 wurde die National Information and Communication Security Taskforce eingerichtet, um der Bedrohung aus der Volksrepublik zu begegnen. Seitdem befinden sich beide Seiten in einer Art Wettrüsten, um das eigene Cyberarsenal für den Ernstfall zu wappnen. (mit dpa)

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