zum Hauptinhalt
Protest gegen den Tod von Migranten an der an der türkisch-griechischen Grenze in Istanbul (Archivbild)

© dpa/AP/Emrah Gurel

Anschuldigungen eines Überlebenden: Grenzschützer sollen Flüchtlinge ins Meer geworfen haben

Griechische Grenzschützer haben einem Augenzeugen zufolge Migranten aufs Meer gefahren und über Bord geworfen. Zwei Männer sollen ertrunken sein.

Griechische Grenzschützer sollen nach Recherchen von „Spiegel“ und weiterer Medien im September 2021 drei Flüchtlinge ins Meer geworfen haben, von denen zwei ertrunken sind. Die Männer wurden demnach auf der Insel Samos von der Küstenwache aufgegriffen, auf die Ägäis hinausgefahren und dort ins Wasser gezwungen, wie der „Spiegel“ am Donnerstag schreibt. Endgültige Beweise gebe es nicht, aber glaubwürdige Indizien.

Hauptzeuge für den Bericht ist der dritte der Männer, der in der Türkei interviewt wurde. Die drei hätten seiner Schilderung zufolge in einer größeren Gruppe aus der Türkei heimlich nach Samos übergesetzt. Nach ihrem Ergreifen seien die drei geschlagen, in einem Schnellboot aufs Meer hinausgefahren und dort über Bord geworfen worden. Er habe ans türkische Ufer schwimmen, die beiden anderen seien dort tot geborgen, sagte der Mann demnach.

[Der tägliche Nachrichtenüberblick aus der Hauptstadt: Schon rund 57.000 Leser:innen informieren sich zweimal täglich mit unseren kompakten überregionalen Newslettern. Melden Sie sich jetzt kostenlos hier an.]

Von der Türkei aus versuchen immer wieder Menschen, über die Ägäis nach Griechenland und so in die EU zu gelangen. Dabei soll es nach Berichten von nichtstaatlichen Organisationen und Medien vielfach zu illegalen Pushbacks und dem Aussetzen auf aufblasbaren Flößen durch Grenzschützer gekommen sein. Das Überbordwerfen hätte aber eine neue Qualität.

Der „Spiegel“ rekonstruierte das Geschehen zusammen mit den Partnermedien „Lighthouse Reports“, „Guardian“ und „Mediapart“. Sie stützten sich den Angaben zufolge auf Augenzeugen, Informanten in griechischen Behörden, medizinische Berichte, Fotos, Videos und Satellitenbilder. Beispielsweise habe der Hauptzeuge das Küstenwachboot auf Fotos identifiziert - und ein solches Boot sei nachweislich auf Samos stationiert. Die griechische Polizei weise die Vorwürfe pauschal zurück, heißt es im Bericht. (epd)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false