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Demonstranten in Washington protestieren gegen die Polizeigewalt, die den Afro-Amerikaner George Floyd das Leben gekostet hat.

© Alyson McClaran/REUTERS

Rassismus und Polizeigewalt in den USA: George Floyds Tod kann das Wahljahr verändern

Prominente und Nicht-Schwarze schließen sich dem Protest an. Es brodelt in den USA - das könnte hochgefährlich werden. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Juliane Schäuble

In den USA braut sich ein perfekter Sturm zusammen. Mitten in einer weltweiten Pandemie, deren Folgen in Amerika Minderheiten überproportional treffen, kocht das Thema Rassismus in einer Weise hoch, die brandgefährlich ist.

Die Wut und der Schmerz, der in den Gesichtern der Demonstranten zu lesen und in den Äußerungen vieler Afroamerikaner zu hören ist, sind nicht neu – sie haben sich seit Jahrzehnten aufgestaut.

Aber immer wieder erhalten sie – wie in einer Endlosschleife – neue Nahrung.

Oscar Grant, Trayvon Martin, Michael Brown, Eric Garner und jetzt George Floyd: Alles Afroamerikaner, die durch weiße Polizisten ums Leben kamen. Weil sie Kapuzenpullis trugen, mit Zigaretten dealten, den Beamten widersprachen oder einfach nur, weil sie zur falschen Zeit am falschen Ort waren.

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Die Behörden haben oft kein Interesse an der Aufklärung

Meist werden ihre Namen und die fragwürdigen Umstände ihres Todes erst durch ins Netz gestellte Handyvideos und den Protest der „Black Lives Matter“-Bewegung bekannt – weil die Behörden oft kein Interesse an Aufklärung haben. Auch das schmerzt.

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Mütter und Väter beschreiben immer wieder, wie sie ihren schwarzen Söhnen erklären müssen, dass ihr Leben in Gefahr ist, wenn sie das Haus verlassen. Wie die Jungs sich verhalten sollten, um am Leben zu bleiben.

Und wie sie als Eltern Angst vor dem Moment haben, wenn es an der Tür klingelt, weil das bedeuten könnte, dass ihr Sohn es nicht geschafft hat, in diesem Amerika aufzuwachsen.

Die Ungerechtigkeit, und ja, auch der Rassismus ist vielerorts offen zu sehen. Jeden Tag – vor allem für die, die eine dunklere Hautfarbe haben, aber nicht nur für sie.

Schwarze nehmen lieber keinen Rucksack mit, damit sie nicht von der Polizei angehalten werden

Etwa wenn schwarze Bekannte erzählen, dass sie lieber keinen Rucksack auf- oder einen Hoodie anziehen, weil sie dann eher von der Polizei angehalten und kontrolliert würden. Das ist kein Geheimnis in den USA, das ist Alltag.

Aber gehen nach einem Vorfall ein paar Wochen ins Land, ebbt in der Regel auch der größte Protest ab. Und unter dem derzeitigen Präsidenten ist mit dem nächsten medialen Aufreger auch schon in den nächsten Stunden zu rechnen.

Und doch: Vielleicht werden die Demonstranten diesmal nicht aufhören, eine andere Politik zu verlangen, immerhin ist Wahljahr. Auffallend ist, dass bei den jetzigen Protesten in Minneapolis und anderen Städten viele Nicht-Schwarze dabei sind. Sie demonstrieren, dass die Gesellschaft als Ganzes ein Problem hat, nicht nur eine Minderheit.

Das zeigen auch die Wortmeldungen vieler Prominenter, die ihre Bekanntheit nutzen, um über Rassismus in der amerikanischen Gesellschaft zu sprechen. Auch wenn George Floyd nicht der letzte Afroamerikaner sein wird, der durch ungerechtfertigte Polizeigewalt ums Leben kommt.

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