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Debatte im Unterhaus

© Foto: Mark Duffy/dpa

Geheime Liste mit 40 Namen: Britische Abgeordnete warnen sich vor übergriffigen Kollegen

Eine Abgeordnete des britischen Unterhauses berichtet von einer „Flüsterliste“ mit Namen von Politikern, mit denen man sich besser nicht allein aufhalten sollte.

Im britischen Unterhaus kursiert offenbar eine geheime Liste mit Namen von Politikern, mit denen man sich nicht allein treffen sollte. Charlotte Nichols, Abgeordnete der Labour-Partei, erwähnte diese „Flüsterliste“ in einem Radio-Interview, wie der „Guardian“ berichtet.

Die Liste, die demnach nicht in Textform existiert, enthält Namen von 40 Politikern. Es handle sich dabei um Personen, die für „Mobbing oder sexuelles Fehlverhalten“ bekannt sind. Darunter sollen auch zwei ehemalige Kabinettsmitglieder sein.

Jeder kenne diese geheime Liste, sagte Nichols. „Als ich dazukam, setzte man sich mit mir hin und nannte mir Leute, von denen ich niemals einen Drink annehmen sollte, mit denen ich niemals allein sein sollte und die ich so weit wie möglich meiden sollte, um sicher zu sein.“

Namen nannte Nichols, die 2019 ins Parlament gewählt wurde, nicht. „Ich war ziemlich verblüfft, wie lang die Liste war“, sagte sie und fügte hinzu, dass „ständig neue Namen auftauchten“. Sie hätte den „perfekten Job“, wenn es nicht diese „Kultur der Straflosigkeit“ gäbe.

Auch eine ranghohe Tory-Abgeordnete berichtete, sie sei vor männlichen Journalisten im Parlament gewarnt worden, wie der „Guardian“ weiter berichtet. Sie wünschte, Frauen „müssten diese Art von Informationen nicht weitergeben - aber das ist, was wir tun“.

Sexskandale in britischer Regierung

Während der Regierung des früheren Premiers Boris Johnson war seine Partei von einer ganzen Reihe von Sexskandalen erschüttert worden. Mitte Mai war ein Abgeordneter unter Vergewaltigungsverdacht vorübergehend festgenommen worden.

Ebenfalls im Mai wurde ein früherer Tory-Abgeordneter wegen sexuellen Missbrauchs eines Minderjährigen zu anderthalb Jahren Gefängnis verurteilt. Ende April war ein Parlamentarier zurückgetreten, nachdem er im Parlament auf seinem Handy Porno-Videos angeschaut hatte.

Im Sommer trat der stellvertretende Parlamentarische Geschäftsführer der Tory-Partei, Chris Pincher, wegen sexueller Belästigung seinen Rücktritt eingereicht.  Laut britischen Medienberichten hatte er in einem Londoner Privatclub zwei Männer sexuell belästigt, darunter einen Abgeordneten. (Tsp, AFP)

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