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Im April waren die Impfzentren noch besser besucht als heute. Deshalb wird über Anreize und Sanktionen diskutiert.

© Michael Kappeler/dpa

Gassen will damit Impfbereitschaft hochhalten: Kassenärzte-Chef fordert Ende der Einschränkungen für Geimpfte

Über viele Wochen war der Corona-Impfstoff in Deutschland knapp. Nun wächst die Sorge, dass Dosen liegen bleiben, weil die Impfbereitschaft zu gering ist.

Sechseinhalb Monate nach dem Beginn der Corona-Schutzimpfungen in Deutschland wird über Anreize und Sanktionen diskutiert, um eine möglichst hohe Impfquote zu erreichen.

Der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Andreas Gassen, forderte das Ende aller Maßnahmen in der Corona-Pandemie für vollständig Geimpfte. Sanktionen für jene, die Impftermine verfallen lassen, nannte der Präsident des Deutschen Städtetages, Burkhard Jung (SPD), in der Tageszeitung „Die Welt“ „die zweitbeste Lösung“.

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Der „Rheinischen Post“ sagte Jung zudem: „Wir müssen mehr Menschen ansprechen, die sich beim Impfen bisher zurückhalten.“ Dazu solle stärker auf schwer erreichbare Menschen in benachteiligten Stadtteilen zugegangen werden. Mobile Impfteams würden in nächster Zeit eine größere Rolle spielen.

Die Impfkampagne müsse dringend mit Tempo weitergehen, auch zum Schutz gegen neue Virusvarianten, sagte Jung. Laut Bundesgesundheitsministerium sind derzeit 37,9 Prozent der deutschen Bevölkerung vollständig gegen das Coronavirus geimpft. Mindestens eine Impfdosis haben 55,6 Prozent erhalten.

Ärztevertreter Gassen sagte der „Bild“-Zeitung, spätestens im September werde für jeden Impf-Willigen ein Impfangebot verfügbar sein, dann müssten „eigentlich nahezu alle Corona-Maßnahmen weg“. Jeder könne dann immer noch individuell entscheiden, ob er oder sie weiter Maske tragen will, sagte Gassen. Pflicht solle es dann aber nicht mehr sein. Das Aufheben der Einschränkungen sei wichtig, um die Impfbereitschaft hochzuhalten.

Lauterbach contra Laschet bei Geldbußen für Impfschwänzer

Der bayerische Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) hält Geldbußen für Menschen, die Impftermine verfallen lassen, für denkbar. Man könne es sich nicht leisten, „Impfstoffe verfallen zu lassen, weil bereits ausgemachte Termine einfach nicht eingehalten, nicht abgesagt oder ohne triftigen Grund abgesagt werden“.

Wenn eine entsprechende „Solidarität in Teilen der Gesellschaft nicht vorhanden ist, müssen wir uns schon überlegen, wie wir diese im Interesse aller, gegebenenfalls auch über Sanktionen, werden einfordern können“, sagte er der „Welt“.

FDP-Vizechef Wolfgang Kubicki sagte der Zeitung, er halte es nicht für zielführend, „durch Strafandrohungen den Druck weiter zu erhöhen“. Der Präsident des Deutschen Landkreistages, Reinhard Sager (CDU), sagte: „Anstatt über Strafen nachzudenken, sollten wir uns überlegen, was wir tun können, um die Impfbereitschaft weiterhin hochzuhalten.“

Zuvor hatte CDU-Chef und Union-Kanzlerkandidat Armin Laschet sich bereits gegen Geldbußen für Impfschwänzer ausgesprochen. SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach und weitere Koalitionspolitiker halten Strafen hingegen für geboten. Angestoßen hatte die Debatte der Präsident des Deutschen Roten Kreuzes in Berlin, Mario Czaja. (epd)

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