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Eine 101-jährige Heimbewohnerin in Halberstadt erhielt den ersten Corona-Impfstoff in Deutschland.

© Matthias Bein/dpa

Frühstart in Sachsen-Anhalt: 101-Jährige erhält als Erste den Corona-Impfstoff in Deutschland

Die bisher größte Impfkampagne hat bereits am Samstag begonnen. 50 Bewohner und Pflegekräfte ließen sich in einem Seniorenheim in Halberstadt immunisieren.

Die bisher größte Impfkampagne in Deutschland hat früher begonnen als geplant. In einem Seniorenzentrum in Halberstadt in Sachsen-Anhalt wurden am Samstag die 101 Jahre alte Edith Kwoizalla und etwa 40 weitere Bewohner gegen das Coronavirus geimpft. Außerdem ließen sich zehn Pflegekräfte immunisieren.

Der Start der bundesweiten Impfkampagne war eigentlich erst für Sonntag geplant. Der Betreiber des Seniorenheims, Tobias Krüger, wollte aber offensichtlich keine Zeit verlieren. „Jeder Tag, den wir warten, ist ein Tag zu viel“, sagte er. Das Landratsamt hatte zuvor bei ihm angefragt, ob im Heim alles vorbereitet sei.

Am Sonntag sollen die Impfungen in allen Bundesländern beginnen, mehrere zehntausend Impfdosen wurden am Samstag ausgeliefert. Sie werden von den zuständigen Landesbehörden an Impfzentren und mobile Teams verteilt. Zuerst sollen Menschen über 80 Jahre sowie Pflegekräfte und besonders gefährdetes Krankenhauspersonal immunisiert werden.

Gesundheitsminister Jens Spahn rief zu einem „nationalen Kraftakt“ auf, um so viele Menschen wie möglich gegen das Coronavirus zu immunisieren. „Dieser Impfstoff ist der entscheidende Schlüssel, diese Pandemie zu besiegen. Er ist der Schlüssel dafür, dass wir unser Leben zurückbekommen können“, sagte der CDU-Politiker in Berlin.

In dem Seniorenzentrum in Halberstadt im Harz entschieden sich zwei Drittel der 59 Bewohner für die Impfung sowie ein Viertel der 40 Mitarbeiter. Auch Heimleiter Krüger war darunter. Er halte die Impfung für sinnvoll. „Ich verstehe aber auch die Bedenken.“ Am 15. Januar, also in knapp drei Wochen, erfolgt die zweite Impfung der Bewohner. Damit wird dann erst die volle Wirkung des Impfstoffs der Mainzer Firma Biontech und ihres US-Partners Pfizer gewährleistet.

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Die Bundesregierung wirbt unter dem Motto „Ärmel hoch“ gezielt dafür, an der Impfkampagne teilzunehmen. Um die Pandemie zu stoppen, müssten nach Schätzung von Experten etwa 60 bis 70 Prozent der deutschen Bevölkerung geimpft werden. „Wir wollen so viele Menschen impfen, dass das Virus keine Chance mehr hat, in Deutschland und in Europa“, sagte Spahn. Jede Impfung mehr bedeute weniger Infektionen und weniger Todesfälle. „Wer mitmacht, rettet Leben.“

Bis Ende des Jahres sollen 1,3 Impfdosen ausgeliefert werden. Ende März sollen es schon über zehn Millionen sein. Und Mitte des Jahres will Spahn allen, die sich impfen lassen wollen, ein Angebot machen können. Der Gesundheitsminister bereitete die Bevölkerung aber auch darauf vor, dass angesichts der Größe der Kampagne vielleicht nicht alles sofort ganz glatt laufen wird. „Es wird an der einen oder anderen Stelle auch mal ruckeln, das ist ganz normal.“

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Spahn rief die Jüngeren zur Solidarität mit den Alten und Schwachen auf, die den Impfstoff nun am dringendsten benötigten. Und er machte Hoffnung, dass die Pandemie im Laufe des nächsten Jahres überwunden werden kann: „Der Herbst und der Winter und auch das Weihnachten des kommenden Jahres, sollen nicht mehr im Zeichen dieser Pandemie stehen.“

Der Deutsche Städtetag dämpfte dagegen die Erwartungen. „Es ist ein Anfang gemacht, aber der Spuk mit dem gefährlichen Coronavirus ist noch nicht vorbei“, sagte Städtetagspräsident Burkhard Jung (SPD) den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Die Infektionslage sei derzeit weiterhin besorgniserregend und die Zeit für Massenimpfungen noch nicht gekommen. „Dafür gibt es zunächst viel zu wenig Impfstoff“, sagte Jung, der auch Oberbürgermeister von Leipzig ist.

Weitere Informationen zum Corona-Impfstoff:

Der FDP-Vorsitzende Christian Lindner sieht Deutschland nicht ausreichend vorbereitet auf das Impfen. Die FDP hätte sich eine klare gesetzliche Grundlage dafür gewünscht, weil so wichtige Fragen von Leben und Tod auf breitester Grundlage beschlossen werden sollten, sagte Lindner der Deutschen Presse-Agentur in Berlin.

„Bei der Frage der Logistik sollten wir baldmöglichst über die Impfzentren hinaus auch den niedergelassenen medizinischen Bereich nutzen, damit wir schnell vorankommen beim Durchimpfen“, mahnte der FDP-Chef.

Am 27. Januar 2020 war die erste Corona-Infektion in Deutschland bekanntgeworden. Seitdem wurden mehr als 1,6 Millionen Infektionen registriert. Bis Samstag starben laut Robert Koch-Institut in Deutschland 29.422 Infizierte. (dpa)

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