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Frauentag im Schloss Bellevue. Die Rede hielt First Lady Elke Büdenbender, ihr lauschten der Bundespräsident und die KI-Spezialistin Kenza Ait Si Abbou.

© Wolfgang Kumm/dpa

Frauentag beim Bundespräsidentenpaar: Weiblich in die digitale Welt

Den 8. März begingen Präsident Steinmeier und First Lady Elke Büdenbender mit Frauen aus der IT. Die wissen: Wir müssen mehr werden.

Der Internationale Frauentag ist alle Jahre wieder einer für die halbvollen und die halbleeren Gläser: Schaut frau darauf, wie viel schon geschafft ist, oder darauf, wie viel noch zu tun ist? Der Bundespräsident und First Lady Elke Büdenbender hatten sich in diesem Jahr für die Optimistinnen-Variante entschieden: „Digitalisierung ist weiblich!“, war der Titel ihrer Veranstaltung zum 8. März.

Optimistisch konnte in der Tat die Gästerunde stimmen, die sich zum Thema im Berliner Schloss Bellevue versammelt hatte: Alles weibliche Kompetenz aus IT, Naturwissenschaften und Technik, fünf Frauen, die Arktis-Expeditionen leiten, Programmieren lehren oder Künstliche Intelligenz entwickeln. Allerdings regte sich selbst in der Runde der Role Models genau über dieses Vorbilder-Prinzip Unbehagen. Klar sei das schön, wenn ein neues Gesetz ein paar Frauen an die Konzernspitzen verhelfe und „das schlechte Image der Branche mit Techies im Kapuzenpulli mit Akne vor dem Bildschirm“ verbessere, sagte die KI-Expertin Kenza Ait Si Abbou. Aber weiter unten in der Hierarchie nütze das nur bedingt.

Wenn Roboter die öde Arbeit machen, erledigen Menschen die kreative

Denn da herrscht Ebbe. Nur 16 Prozent der jungen Frauen mit Abitur, daran erinnerte die Tiefseeforscherin Antje Boetius, schreibt sich an der Uni für die Männerdomäne ein, für Technik und Naturwissenschaften. Um den alten Trend zu drehen, müsste einiges geschehen: Boetius und Julia Freudenberg, Gründerin der Hacker School, plädierten für rein weibliche Lernräume, Programmierkurse nur für Mädchen oder naturwissenschaftliche Uniklassen für Frauen. Ihr selbst widerstrebe es zwar, nach angeborenen Eigenschaften zu sortieren, sagte Boetius. Aber wo das geprobt werde, sehe man: „Es funktioniert.“ Die „ganz anderen weiblichen Karrieren“, die so entstünden, brauchten Naturwissenschaft und Technik ebenso wie die Vielfalt durch andere unterrepräsentierte Gruppen.

Warum, erklärte Kenza Ait Si Abbou an einem Beispiel: Künstliche Intelligenz sei dabei, „den Roboter aus dem Menschen zu extrahieren“, Menschen also alles abzunehmen, was Wiederholung und Routine sei. „Was bleibt dann für den Menschen?“, fragte sie. Tätigkeiten, für die „Empathie, Kreativität, emotionale Intelligenz“ nötig seien. Da seien Frauen traditionell stark, aber „da müssen wir in Zukunft auch die Männer stärken, dass sie das leben dürfen“.

Die Runde war sich einig über die Chancen, die der Digitalisierungsschub bietet, den die Pandemie gerade auslöst – durch Schule per Schirm oder Zoom-Konferenzen. Gleichzeitig, so Freudenberg, werde die gute alte Zeit des Präsenzunterrichts gerade wieder glorifiziert – dabei sei Schule schon vor Covid „nichts weniger als perfekt“ gewesen. Wenn im Sommer wieder gesagt würde: „Endlich wieder zusammen im Klassenzimmer, Kinder, macht die Rechner aus – dann ist ein Zug abgefahren.“

Der Bundespräsident nahm die Mahnung im Schlusswort auf: Einmal im Jahr Rosen, das reiche nicht. Männer müssten Vorbilder werden – schon als Väter, aber auch wenn sie als Handwerksmeister und Professoren Nachwuchs heranzögen.

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