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Ein Schild weist den Weg zu einen Corona-Testzentrum.

© Federico Gambarini/dpa

Sie nahm eine Million Euro ein: Frau aus Essen erfindet Corona-Testzentren – drei Jahre Haft

Mit gefakten Test- und Impfzentren ergaunerte die Essenerin knapp 1,1 Millionen Euro. Jetzt muss die 49 Jahre alte Frau mehrere Jahre ins Gefängnis.

Sie richtete Konten ein, installierte Email-Adressen – fertig war die Unternehmensgründung. Mit elf Corona-Teststationen, die gar nicht existierten, und Tests, die nie gemacht wurden, sowie vermeintlichen Impfungen nahm die Verurteilte 2021 in wenigen Monaten knapp 1,1 Millionen Euro ein. Dafür muss sie nun drei Jahre und drei Monate in Haft.

Die angestellte Busfahrerin habe sich bei der Verhandlung am Donnerstag einsichtig und geständig gezeigt, bestätigte eine Gerichtssprecherin am Freitag. Staatsanwaltschaft und die Verteidiger akzeptierten das Urteil.

Abrechnungssysteme „auf Schnelligkeit angelegt“

Strafmildernd wertete das Schöffen-Gericht unter Vorsitz von Richterin Sandra Quade, dass der dreiste Betrug der Frau von den Behörden und Kassenärztlichen Vereinigungen (KV) recht leicht gemacht worden sei. Laut Richterin war das Abrechnungssystem seinerzeit „auf Schnelligkeit angelegt“, wie die „Westdeutsche Allgemeine Zeitung“ berichtete. Quade monierte das sozialschädigende Verhalten der Angeklagten, „während viele andere Menschen Existenzprobleme hatten“.

Im Sommer 2021 startete die Essenerin ihren Beutezug. Vom Handy aus habe sie online bundesweit am Abrechnungsverfahren mit Kassenärztlichen Vereinigungen teilgenommen. Ihr erstes „Testzentrum“ habe sie sogar mit ihrem richtigen Namen unter ihrer echten Wohnanschrift in Essen angemeldet, hieß es. Weitere folgten, vor allem in Bayern und Baden-Württemberg an.

Kassenärztliche Vereinigung Bayerns war misstrauisch

Zunächst gab es Fehlschläge. So reichte die Frau den Angaben zufolge im August 2021 bei der KV Bayern einen Antrag ein, mit dem sie fast 300.000 Euro für angeblich geleistete rund 27 000 Impfungen erstattet bekommen wollte. Doch die Bayern zeigten sich zunächst misstrauisch und zahlten kein Geld aus. Auch scheiterte die Essenerin mit zwei weiteren Anträgen und fingierten Abrechnungen für Corona-Tests im Wert von insgesamt 450.000 Euro.

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Die KV Bayern zeigte sich jedoch den Angaben nach hilfsbereit und beriet die Betrügerin unbürokratisch bei ihren Antragstellungen. Danach brummte das Geschäft der Busfahrerin, auch in Nordrhein-Westfalen. Allein die KV Nordrhein soll ihr 187.533,89 Euro überwiesen haben. Der ganze Schwindel flog erst auf, als eine Bank den Verdacht der Geldwäsche hegte und den Behörden anzeigte.

Von den knapp 1,1 Millionen ergaunerten Euro konnten die Ermittler noch fast 925.000 Euro sicherstellen. Wo der Rest der Summe abgeblieben ist? Unklar. Die mehrfach vorbestrafte Frau gab an, Schulden zurückgezahlt und ein Auto gekauft zu haben, wie es hieß. (dpa)

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