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Das Atomkraftwerk in Fessenheim wurde im Juni 2020 abgeschaltet.

© Patrick Seeger/dpa

Frankreich lässt alte AKW länger laufen: Die Bilder aus Fukushima sollten uns eine Lehre sein

Frankreichs älteste Atommeiler sollen nun länger laufen, als ursprünglich geplant. Das kann den Deutschen nicht egal sein. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Matthias Jauch

Die Bilder aus Fukushima im März 2011 waren zumindest der Bundesregierung eine Lehre. Die Explosionen, die Kernschmelze in gleich drei Reaktorblöcken, der schwierige Umgang mit der Havarie unweit von Tokio, die hohen gesellschaftlichen Kosten – all das führte zu einem konsequenten Atomausstieg Deutschlands.

Einige AKWs gingen noch im Frühjahr 2011 vom Netz, die letzten werden 2022 abgeschaltet. Fukushima lehrt eben, dass sich eine Reaktorhavarie selbst in Hochtechnologieländern wie Japan ereignen kann. Oder eben in Deutschland. Oder Frankreich.

Während Japan immer wieder nach technischen Lösungen sucht, um mit den Folgen der Katastrophe umzugehen, hat Frankreichs Atomaufsicht den Weg für den Weiterbetrieb der ältesten Meiler des Landes frei gemacht. Sie sind hauptsächlich in den 1980ern in Betrieb gegangen, haben ihre 40-jährige Betriebslaufzeit längst erreicht – einige stehen nicht allzu weit von der deutschen Grenze entfernt. Für Menschen, die die Bilder aus Fukushima ernst nahmen und für die auch die Entscheidung der Bundesregierung die notwendige Folge war, kann es nur wirken wie das Vergessen der wichtigen Lektion.

Eine wohlbekannte Lehre des Atomausstiegs ist, dass es mit der Abkehr im eigenen Land von der Energie nicht getan ist. Solange in Europa Dutzende Atomkraftwerke laufen, ist diese Gefahr auch in Deutschland nicht gebannt. Jedes laufende Atomkraftwerk, dazu ein seit Jahrzehnten betriebenes, stellt ein potenzielles Sicherheitsrisiko dar. Die Bundesregierung tut gut daran, ihr jahrzehntelanges Know- how zu nutzen und genau hinzuschauen, wenn andere Staaten in Europa an dieser Energieform noch festhalten, wie etwa Belgien, oder sie sogar ausbauen.

Etwa wenn Polen den Bau von sechs AKWs plant, zwei davon nahe der Ostsee, die sogar vor 2033 nicht in Betrieb gehen. Wenn die Slowakei nach Jahrzehnten den umstrittenen Meiler Mochovce fertigstellt, dessen Sicherheitskonzept noch aus Sowjetzeiten stammt.

Mit den Risiken der Kernenergie werden die Menschen in Deutschland noch lange leben müssen. Es ist geboten, auch im Ausland genau hinzuschauen.

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