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Spanien: Eta: Zugriff im Morgengrauen

Die spanische Polizei nimmt führende Mitglieder der Terrororganisation Eta fest – der fünfte Erfolg in zwei Jahren.

Madrid - Morgens um sechs war die Nachtruhe in dem kleinen normannischen Dorf Cahen im Westen Frankreichs vorbei. Die Gesuchten lagen noch in den Betten, als das Sondereinsatzkommando das kleine Haus stürmte. Die drei Topterroristen, darunter der aktuelle Eta-Chef Ibon Gogeaskoetxea, ließen sich widerstandslos festnehmen. Damit konnte die Polizei erneut einen massiven Schlag gegen die baskische Terrororganisation Eta führen. „Das ist ein schlechtes Jahr für die Eta“, sagte Spaniens Innenminister Alfredo Perez Rubalcaba mit spürbarer Befriedigung. Seit Jahresbeginn seien bereits 32 mutmaßliche Eta-Terroristen festgesetzt worden. Zudem waren in den letzten Monaten annähernd 2000 Kilo Sprengstoff sichergestellt worden. Doch Rubalcaba warnte zugleich: „Das befreit uns nicht von dem Risiko weiterer Anschläge. Wir müssen wachsam bleiben.“

Seit längerem hatte die Polizei das unscheinbare Landhaus in dem Dörfchen Cahen in der Normandie überwacht. Dort hatte sich Terrorchef Gogeaskoetxea mit zwei weiteren hochrangigen Eta-Terroristen eingemietet. Gogeaskoetxea wollte die beiden als Bombenkommando nach Spanien schicken, gab ihnen letzte Anweisungen. „Es war das Schlimmste zu befürchten“, sagte Rubalcaba. Deswegen griff die Polizei im Morgengrauen zu. Alle drei Festgenommenen gehören zum harten Kern der Eta und zählen seit Jahren zu den meistgesuchten Extremisten der baskischen Separatistenbewegung, welche die Unabhängigkeit des nordspanischen Baskenlandes erzwingen will.

„Ein großer Fang“, kommentierte ein Anti-Terror-Experte. Die drei hatten ihre Waffen neben den Betten liegen. Auch Sprengstoff fanden die Beamten, zudem gefälschte Polizeiplaketten und Autokennzeichen. Ibon Gogeaskoetxea gilt als mutmaßlicher Militärchef und zugleich Nummer eins der Eta. Auch sein Bruder Eneko, der auf der Flucht ist, wird zur Terrorführung gerechnet. Gogeaskoetxea war 1997 an einem Attentatsversuch auf König Juan Carlos beteiligt. Damals sollte der König mit in Blumenkästen versteckten Bomben vor dem Guggenheim-Museum im spanischen Bilbao getötet werden.

Zusammen mit 44-jährigen Gogeaskoetxea fasste die Polizei den 26-jährigen Beinat Aguinagalde, ein gelernter Arzt und mutmaßlicher mehrfacher Mörder. Auch der 56-jährige Terrorveteran Gregorio Jimenez alias „Pistolas“ wurde festgenommen. Dieser Kampfname deutet bereits an, dass Jimenez eine lange Terrorkarriere hinter sich hat. Unter anderem wollte er 2001 den früheren konservativen Regierungschef Jose Maria Aznar mit einem Raketenwerfer umbringen. Das Attentat misslang.

In den letzten zwei Jahren konnten die Fahnder insgesamt fünf Mal die jeweils neue Eta-Spitze festnehmen. Es fielen legendäre Terroristenführer wie „Thierry “ und „Txeroki“ in die Hände der Polizei, vor einem Jahr dann der Eta-General Martitegi, im Herbst 2009 das politische Eta-Hirn Elizaran. Doch der Terrorkopf des Eta-Drachens wuchs bisher immer wieder nach. Aus der gewaltbereiten Sympathisantenbasis, die im Baskenland auf mehrere Tausend Mitglieder geschätzt wird, konnte bisher stets neuer Terroristennachwuchs rekrutiert werden. Ralph Schulze

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