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Zwei Stolpersteine in Salzburg erinnern an Personen, die im dritten Reich Mitglieder der Zeugen Jehovas waren und deshalb den Kriegsdienst verweigerten und die wegen ihrer Überzeugung in einem der damaligen deutschen Konzentrationslager landeten.

© imago/Rudolf Gigler

Erinnerung an Opfer der NS-Zeit: Ampel und Union wollen Denkmal für verfolgte Zeugen Jehovas

Die Zeugen Jehovas würden als Opfer des Nationalsozialismus vergessen werden. Ein gemeinsamer Antrag der Ampel-Parteien und Union wird in der kommenden Woche diskutiert.

Die Ampel-Parteien und die Union wollen im Bundestag ein Mahnmal für in der NS-Zeit verfolgte und ermordete Zeugen Jehovas anregen. Nach der vorläufigen Tagesordnung soll das Parlament am Freitag kommender Woche über einen gemeinsamen Antrag von SPD, CDU/CSU, Grünen und FDP beraten.

Wie die Zeitung „Welt“ in ihrer Donnerstagausgabe berichtet, soll die Bundesregierung darin aufgefordert werden, ein solches Mahnmal im Berliner Tiergarten errichten zu lassen.

Die Zeugen Jehovas verweigerten aus religiösen Gründen den Hitlergruß, die Mitgliedschaft in NS-Organisationen, den Wehrdienst und Tätigkeiten in der Rüstungsproduktion. Sie gelten als „vergessene Opfer“ der NS-Zeit.

Ein Wegweiser zu einem Standort der Zeugen Jehovas in der Nähe von Bonn.

© imago/Manngold

Nach Angaben des US-Holocaust-Museums lebten vor der Machtübernahme der Nationalsozialisten 25.000 bis 30.000 Zeugen Jehovas in Deutschland. Schätzungsweise tausend von ihnen seien in der NS-Zeit in Konzentrationslagern und Gefängnissen gestorben. Hinzu seien rund 400 weitere aus anderen europäischen Ländern gekommen. Darüber hinaus seien mehr als 270 Zeugen Jehovas wegen Wehrdienstverweigerung von einem Militärgericht zum Tode verurteilt und hingerichtet worden.

Die Bundestagsfraktionen sprechen sich laut „Welt“ für eine Gedenkskulptur mit Informationstafeln in der Nähe des Goldfischteichs ein. Sie sollen über die Verfolgung und die damit zusammenhängenden NS-Verbrechen informieren.

Am Goldfischteich habe es einen Stuhlverleih gegeben, der als geheimer Treffpunkt der Zeugen Jehovas gedient habe, berichtete die „Welt“. Die Gemeinschaft sei dort zusammengekommen, um Flugschriften gegen das NS-Regime zu verfassen und an Kuriere zu übergeben.

„Ein solches Denkmal trägt dazu bei, dem fortgesetzten Vergessen entgegenzuwirken“, heißt es laut „Welt“ in dem Antrag. Die Bundesregierung wird demnach aufgefordert, „zur Entwicklung von modernen Formen der Erinnerung beizutragen, die sich vor allem an junge Menschen richten“. Bedauert werde, dass in Schulbüchern nach wie vor eine Auseinandersetzung mit dem Schicksal der Zeugen Jehovas und „mitunter sogar jeder Hinweis auf sie als Opfergruppe“ fehle. (AFP)

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