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Projekte: Entwicklungshilfe soll in die Fläche gehen

Der zivile Wiederaufbau Afghanistans soll nach der Londoner Afghanistankonferenz deutlich mehr Gewicht erhalten. Deutschland wird seine Hilfe auf 430 Millionen Euro pro Jahr verdoppeln – und hat bereits konkrete Projektpläne.

Berlin - Der zivile Wiederaufbau Afghanistans soll nach der Londoner Afghanistankonferenz deutlich mehr Gewicht erhalten. Deutschland wird seine Hilfe auf 430 Millionen Euro pro Jahr verdoppeln – und hat bereits konkrete Projektpläne. Bisher verfügte das Entwicklungsministerium über 120 Millionen Euro für Afghanistan, 108 Millionen liefen über den Etat des Außenamtes – für den Polizeiaufbau, die Arbeit des Goethe-Instituts und des Deutschen Akademischen AustauschDienstes (DAAD) und einzelne Großprojekte wie den Flughafen und ein Krankenhaus in Masar-i-Scharif.

Die klassische Entwicklungszusammenarbeit konzentrierte sich bisher auf Wasser- und Energieversorgung. So können in Herat bereits fast 80 Prozent der Bewohner Wasser aus der eigenen Leitung nutzen, nachdem die Deutschen mit Mitteln der Weltbank Leitungen, Brunnen und einen Wasserturm gebaut haben. In Kundus fehlen nur noch die Hausanschlüsse. Auch die Stromversorgung hat sich in einigen Städten dank deutscher Hilfe verbessert. Eine Stromübertragungsleitung aus Usbekistan soll in wenigen Wochen fertig sein. Sie kann nicht nur Kabul, sondern später über Abzweige auch Städte im Norden des Landes versorgen.

Mit den neuen Mitteln, die nach Auskunft von Entwicklungsminister Dirk Niebel (FDP) ausschließlich nach Norden fließen, kann der Aufbau von Strom- und Wassernetzen deutlich beschleunigt werden. „Wir wollen in der Fläche das fortsetzen, was in den Zentren schon begonnen wurde“, sagte Niebel. Auch kleinere Städte im Einsatzgebiet der Bundeswehr könne man nun einbeziehen. Der Minister will die Hilfe „schneller machen“. Wo die Soldaten die Lage stabilisiert hätten, müssten rasch Erfolge sichtbar werden.

Niebels Experten planen, auch die laufenden Bildungsprojekte auszuweiten: Im Norden könnten weitere Trainingszentren für Lehrer und Berufsschulen eingerichtet werden. Und die erste afghanische Kleinkreditbank, die Kredite an kleine und mittlere Unternehmen vergibt, soll ebenfalls bald Filialen im deutschen Einsatzgebiet haben. Traditionelle Landwirtschaftsförderung gehörte bisher nicht zu den Schwerpunkten der deutschen Entwicklungszusammenarbeit – vor allem, weil sich dies andere Nationen auf die Fahnen geschrieben haben. Die Deutschen konzentrieren sich auf allgemeine Wirtschaftsförderung, haben in Kabul eine Investitions- und eine Exportförderagentur mitinitiiert und reformieren die Handelskammer. Im Norden helfen sie beim Aufbau weiterverarbeitender Betriebe für Landwirtschaftsprodukte, finanzieren Straßen, Brücken und Marktplätze. 700 Kilometer neue Straßen können nun finanziert werden.

Schon in der Vergangenheit flossen 60 Prozent der deutschen Hilfe nach Nordafghanistan. Angesichts von Ineffizienz und Korruption in der Zentralregierung sollen die Projekte künftig stärker direkt mit lokalen Autoritäten abgestimmt werden. Niebel: „Das wird unseren Partnern in Kabul nicht immer gefallen, aber wenn es der Sache dient, werden wir das tun.“

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