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Wo nichts mehr zu gewinnen ist, tritt er zurück, steht sie plötzlich vorn. Schluck! Gilt das etwa auch für die Eurogruppe?

© PICTURE ALLIANCE / DPA

Eine Frau soll die Eurogruppe leiten: Das kann ja nichts Gutes für unser Geld heißen!

Wenn Frauen für Chefposten vorgeschlagen werden, dann meist, wenn die Firma oder die Branche so gut wie am Ende sind. Aber was daraus folgern? Eine Glosse.

Eine Glosse von Ariane Bemmer

Als mit Hildegard Müller Anfang Februar nach gut 20 Jahren mal wieder eine Frau an die Spitze des traditionellen Männerröhrvereins VDA, kurz für Verband der Automobilindustrie, gewählt wurde, da freuten sich die genderbewussten Kritiker der PS-Kultur auf Champagner. Denn sie ahnten: Ihr Gegner ist hin.

Der Nachweis für die Richtigkeit ihrer Annahme folgte zeitnah. Bei den Verhandlungen über den Inhalt des Corona-Konjunkturpakets wurde die Autoprämie, na?, ausgebremst. Und das trotz hartnäckigster Behauptungen der VDA- Mitglieder, dass sowohl Prämie als auch die Verbrennungsmotoren an sich megawichtig seien.

Dieses Ergebnis war kaum die Schuld der neuen Chefin, sondern viel wahrscheinlicher der Grund dafür, dass sie überhaupt gewählt wurde. Nun war sie das Gesicht dessen, was der reputationsdezimierten Branche ohnehin bevorstand – der Rückgang an Einfluss –, und was kaum ein Mann hätte sein wollen.

Merke: Frauen kommen vor allem dann an die Spitze, wenn Männer keine Chancen mehr auf Pokale sehen. Dass mal eine von ihnen im Kampf um echte Gewinnerposten alle männlichen Konkurrenten aus dem Ring haut, kommt dagegen selten vor (hat jemand „nie“ gesagt? Auch möglich).

Wer dies als gesicherte Erkenntnis annimmt, konnte nur in Panik ausbrechen, als bekannt wurde, wen die spanische Nationalbank für die Nachfolge von Mario Centeno vorschlägt, der seinen Posten als Chef der Eurogruppe aufgibt. Nämlich Nadia Calvino. Eine Frau! Kreisch! Sie wäre quasi risikosteigernd sogar die erste Frau in diesem Amt.

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Das wäre vielleicht noch schön für die „Weibliche Führungskräfte“-Statistik. Aber was heißt das für den Euro, für unser aller Geld? Hat man ihn klammheimlich schon aufgegeben, naht sein Ende? Schaut man sich dazu an, wie sich die EU-Nationen, Deutschland voran, und die EU-Kommission immer neue irgendwie zu finanzierende Milliardenpakete ausdenken, die das Coronakonjunkturdebakel verschmerzen helfen sollen, wird der spanische Vorschlag noch bedrohlicher. Die Reputationsdezimierung des Euro scheint nur einen Fingerschnips entfernt zu sein – und jemand wird sie verkünden müssen...

Das alles ist natürlich auch für die Frau an sich ein Debakel. Wie soll sie umgehen mit dieser Empirie? Die Chefposten, um die Männer sich nicht prügeln, auch nicht haben wollen? Macht keinen Sinn. Zugreifen und zeigen, dass es durchaus noch etwas zu gewinnen gibt? Wäre schon wieder doppelte Arbeit. Zugreifen, die Scherben zusammenkehren und Tee trinken? Wäre jedenfalls ladylike.

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