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Nun aber schnell - und am besten auch gleich noch den Rest des Wegs zu Fuß zurücklegen.

© dpa

Hilfskredit für Condor: Ein neuer Fall von „how dare you?“

Statt eine emissionsstarke Fluggesellschaft zu retten, sollte man ihren Umbau in einen Biobauernhof fördern. Und die gestrandeten Urlauber laufen lassen. Eine Glosse.

Eine Glosse von Ariane Bemmer

Sollte Greta das mitbekommen, könnte sie sich veranlasst sehen, abermals „how dare you?“ zu zischen - "wie können Sie es wagen?" - und dabei so wütend zu schauen, dass man Kindern die Augen zuhalten möchte.

Aber ist es aus Klimarettungsperspektive nicht tatsächlich wieder Zeit für das nächste „how dare you?“ Oder was könnte sonst ein angemessener Kommentar zu dem Umstand sein, dass Deutschland die Fluggesellschaft Condor retten will, die jährlich mehrere Millionen Fluggäste emissionsstark durch die Luft gondelt und nun wegen der Thomas-Cook-Pleite in die Krise geratenen ist?

Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier hat Condor jedenfalls eine Bürgschaft für einen Überbrückungskredit in Höhe von 380 Millionen Euro zugesagt. Hallo? Ist eine Fluggesellschaft retten nicht inzwischen noch weniger State of the Art als die Förderung von Schweinemastanlagen? Ja doch.

Sogar die Groko will Fliegen unattraktiver machen

Längst hat sich die Allgemeinansicht, dass Flugreisen nur in begründeten Ausnahmefällen anzutreten sind, so sehr verbreitet, dass sogar die Groko mutig wurde und die Verteuerung von Billigtickets in ihr Klimapaket aufgenommen hat. Dass ihr das offenbar sehr widerstrebte, zeigt nun glasklar die Condor-Rettung. Sollte man dieser Fluggesellschaft statt Überbrückungskrediten nicht besser freundliche Unterstützung bei ihrem Umbau zu einem nachhaltigen Landwirtschaftsbetrieb anbieten?

Im Sinne des großen Ganzen, also der Planetenrettung, wäre das auf alle Fälle die konsequentere Marschrichtung. Und apropos Marsch: Auch die Fürsorge für die jetzt irgendwo herumsitzenden Urlauber kann überzeugte Klimarettungsinteressierte nicht kalt lassen.

Und was, wenn der Kredit nie zurückgezahlt wird?

Was muss die Allgemeinheit – zu der auch diejenigen zählen, die womöglich aus tiefster Überzeugung schon lange nirgends mehr hinfliegen – den ruchlosen Dennochflugreisenden einen Rückholservice mitfinanzieren? Wo bleibt denn da die Selbstverantwortlichkeit? Fragen über Fragen. Und niemand da, der laut ausspricht, was bisher nur hinter vorgehaltener Hand gewispert wird: Sollen sie doch laufen. Aber auch da werden wir noch hinkommen.

Gretas „How dare you“? ist jetzt in der Welt. Das passt fast immer – bei großen Zusammenhängen zumal. How dare you? muss sich vielleicht auch die Bundesregierung irgendwann von ihren Steuerzahlerbürgerinnen und -bürgern fragen lassen, wenn das Condor-Rettungsgeld nicht wieder zurückzubekommen sein sollte, weil die ganze Flugreisebranche an ein Ende gelangt – nachdem die Ticketpreise dem Klimapaket gemäß gestiegen sind.

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