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Von Rom wird gefordert, dass der Papst persönlich, in Köln exemplarisch aufräumen und zeigen müsse, wie in Sachen Missbrauch die Haltung sei.

© Evandro Inetti/ZUMA Wire/dpa

Ein Fall Für Franziskus: Warum der Papst im Missbrauchsfall von Köln aufräumen muss

Ein Missbrauchsfall erschüttert das Erzbistum, ebenso wie Vertuschungsversuche. Der Papst muss aufräumen und die Haltung der Kirche klar machen. Ein Kommentar.

Alles ist Politik, oder? Jedenfalls streng genommen, von den alten Griechen bis heute. Polis, Agora, das Reden und Diskutieren, um die Gesellschaft zu verändern. Insofern… ist auch das folgende Thema politisch, wegen seines gesellschaftlichen Umgangs damit sogar hochpolitisch: der Missbrauchsskandal in den Kirchen. Hier jetzt aktuell in der katholischen, genauer im Erzbistum Köln, dem „Rom des Nordens“, reich und weltweit einflussreich. Der vormalige Kardinal Joachim Meisner hat seinerzeit sogar maßgeblich daran mitgewirkt, den deutschen Papst ins Amt zu bringen, Benedikt XVI.

Nun ist Meisner nicht mehr unter den Lebenden, sein Nachfolger in Köln seit Jahren der ehemalige Berliner Bischof Rainer Maria Woelki. Und über dem brauen sich dunkle Gewitterwolken zusammen. Ob sich Kardinal Woelki, 64, im Amt halten kann? Fraglich, nachdem bereits der frühere hohe Kölner Geistliche und heutige Hamburger Erzbischof Stefan Heße, 54, der Kurie in Rom, voran Papst Franziskus, seinen Rücktritt angeboten hat wegen Vertuschungsverdachts von sexuellem Missbrauch von Kindern.

Unmut über Geheimhaltung kritischen Gutachtens

In der Politik, und das nicht nur bei den Kirchenfachleuten im Bundestag, wächst der Unmut. Grund ist die Geheimhaltung eines hochkritischen Gutachtens. Darin stellt die Münchner Anwaltskanzlei WSW 15 der schwersten Fälle von Versagen bei der Aufarbeitung von Missbrauch im Erzbistum dar. Darunter soll der Fall eines Pfarrers sein, der in Kürze vor dem Landgericht Köln wegen schweren Missbrauchs an drei minderjährigen Nichten steht. Auch sei der Fall des Pfarrers und mehrfach verurteilten Missbrauchstäters aufgeführt, der nach der Haft wieder in Pfarreien eingesetzt wurde.

Die Union, die SPD, die FDP, die Katholische Jugend, das Zentralkomitee der Deutschen Katholiken (ZDK) – alle verlangen fast unisono ultimativ, weiteren Schaden vom Bistum abzuwenden und das Gutachten komplett zu veröffentlichen, sofort.

Besonders hart ist der von „Bild“ zitierte CSU-Innenexperte Michael Kuffer: „Das Erzbistum soll das Gutachten veröffentlichen und damit aufhören, mit seiner völlig unangebrachten Vertuschungspolitik die gesamte Kirche zu diskreditieren. Offenheit und Transparenz wären auch bei der Frage angebracht, welche Kirchensteuermittel bei der Gutachtenunterdrückung für Anwälte und Medienberater aufgewendet wurden.“ Die Kirche bestreitet, dass Kirchensteuermittel eingesetzt wurden. Die Gelder stammen aus einem Sondervermögen.

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Alle Welt blickt auf Köln. Und auf Rom

Der Chef der Bischofskonferenz, Limburgs Bischof Georg Bätzing, 59, reagierte ungewöhnlich – indem er öffentlich, auf der ZDK-Vollversammlung, den Medien im Hinblick auf die Vertuschungsproblematik dankte: Sie klärten auf, „was wir unter Umständen nicht schaffen aufzuklären“. Die Medien, das sind vor allen anderen „Bild“ und „FAZ“.

Die Umstände sind nun so, dass alle Welt auf Köln blickt. Und auf Rom. Denn neben Woelki und Heße, ehedem der Personalchef in Köln, sind noch etliche weitere ins Gerede, ja in Verruf geraten, ein Weihbischof, der davor Generalvikar war, auch der oberste Kirchenrichter… Schon wird von Rom gefordert, dass die Kurie, der Papst persönlich, in Köln exemplarisch aufräumen und zeigen müsse, wie in Sachen Missbrauch die Haltung sei. Das ist jetzt mehr als kirchenpolitisch – das ist für die gesamte Gesellschaft wichtig. Weltweit.

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