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China: Ehefrau durfte Ai Weiwei besuchen

Seit Anfang April wird der chinesische Künstler Ai Weiwei ohne Anklage in Haft gehalten. Jetzt durfte ihn seine Frau erstmals besuchen. Gesundheitlich scheint es dem Regimekritiker gut zu gehen. Doch ist völlig unklar, was ihm genau vorgeworfen wird.

Sechs Wochen nach seiner Festnahme hat die Frau des chinesischen Künstlers und Regimekritikers Ai Weiwei ihren Mann am Sonntag besuchen dürfen. "Es geht ihm gesundheitlich gut", berichtete seine Schwester Gao Ge am Montag in Peking. Seine Haftbedingungen seien nicht schlecht. Er sei auch nicht gefoltert worden, habe Ai Weiwei auf Sorgen der Familie geantwortet.

Die Polizei hatte das Treffen überraschend an einem unbekannten Ort in Peking arrangiert. Nach Angaben von Gao Ge ist unklar, ob ihr Bruder über die Vorwürfe gegen ihn informiert ist. "Wir wissen nicht, ob Ai Weiwei es weiß." In dem Gespräch sei nur über familiäre Dinge gesprochen worden. Nach amtlichen Angaben werden dem freimütigen Kritiker des kommunistischen Systems "Steuervergehen" angelastet.

Seine Frau hatte schon lange um einen Besuch gebeten. Am Sonntagnachmittag sei sie plötzlich aufgefordert worden, zur Pekinger Polizeistation Nangao zu kommen. Von dort sei sie zu dem Treffen gefahren worden. Sie wisse nicht, wohin die Fahrt gegangen sei. "Sie konnte nicht aus dem Auto herausschauen." Das Gespräch mit Ai Weiwei habe "nicht allzu lange" gedauert, berichtete die Schwester weiter.

Es fand offenbar nicht in einem Gefängnis statt. Informierte Kreise spekulierten, dass der 53-Jährige rechtlich offenbar unter "Hausarrest" gehalten wird, allerdings gegen seinen Willen nicht zu Hause oder an einem Ort seiner Wahl. Damit handele es sich zwar praktisch um illegalen Freiheitsentzug, doch umgingen die Behörden mit diesem juristischen Trick die Notwendigkeit, einen Haftbefehl erlassen und Anklage erheben zu müssen.

"Ai Weiwei sagte, es gehe ihm gesundheitlich gut", berichtete Gao Ge. "Sein Gesundheitszustand werde täglich untersucht. Auch könne er jeden Tag seine Medizin nehmen", sagte seine Schwester unter Hinweis auf seinen Bluthochdruck und seine Zuckerkrankheit. Die Familie habe bislang noch keinen Anwalt einschalten können, weil sie nicht formell über die Vorwürfe unterrichtet worden sei. "Wir sind froh, wenn wir einen Anwalt einschalten können, sobald der Fall registriert ist." Ai Weiwei war am 3. April am Flughafen festgenommen worden, als er nach Hongkong fliegen wollte. Die Bundesregierung und die US-Regierung haben die sofortige Freilassung des Künstlers gefordert, der aus ihrer Sicht wegen seiner Kritik am kommunistischen System festgenommen worden ist.

Menschenrechtsgruppen wiesen darauf hin, dass chinesische Behörden auch in anderen Fällen schon den Vorwurf von Wirtschaftsverbrechen gegen Bürgerrechtler, deren Familienmitglieder oder beispielsweise auch gegen kritische Journalisten erhoben haben. (dpa)

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