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Der frühere sowjetische Außenminister Eduard Schewardnadse ist tot.

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Update

Sowjetischer Ex-Außenminister: Eduard Schewardnadse ist tot

Der frühere sowjetische Außenminister und ehemalige georgische Präsident Eduard Schewardnadse ist gestorben. Der 86-Jährige gilt als einer der Väter der Deutschen Einheit.

Der frühere sowjetische Außenminister Eduard Schewardnadse ist im Alter von 86 Jahren in Tiflis gestorben. Das teilte seine persönliche Assistentin Marina Dawitaschwili am Montag mit. Am 25. Januar 1928 in Mamati nahe der Schwarzmeer-Küste geboren, machte der Historiker Schewardnadse bereits zu Zeiten seines Landsmanns Josef Stalin von 1948 an Karriere in der Kommunistischen Partei der Sowjetunion (KPdSU). 1972 war er bereits Spitzenfunktionär der Partei in Georgien.

Der zweite Kopf der Perestrojka

Schewardnadse, der in den 90er Jahren eine zweite Karriere in seiner Heimat Georgien begann, wird aber vor allem als einer der Köpfe der "Perestrojka"-Ära in Erinnerung bleiben, die er als Außenminister der UdSSR an der Seite von Michail Gorbatschow wesentlich mitgestaltete. 1985 von Gorbatschow nach Moskau geholt, leitete er eine neue Außenpolitik der Noch-Supermacht ein und trug wesentlich zum Ende des Kalten Krieges bei. In seine Amtszeit fielen die Normalisierung der Beziehungen zu den USA und die Auflösung des Warschauer Pakts. Er war zudem einer der Väter des Zwei-plus-vier-Vertrags, der - gegen den Widerstand vieler Kommunisten und Armeegeneräle in Moskau - der deutschen Wiedervereinigung den Weg bereitete. Der Vertrag zwischen den beiden deutschen Staaten und den bisherigen Besatzungsmächten Frankreich, Großbritannien, USA und der Sowjetunion wurde im September 1990 in Moskau unterzeichnet. Er beendete die Reste des Besatzungsstatuts; am 3. Oktober desselben Jahres waren die beiden deutschen Staaten vereint.

Nicht der letzte Außenminister

Schewardnadse trat 1990 von seinem Amt als Außenminister der UdSSR zurück - er gilt allerdings zu Unrecht als letzter in diesem Amt. Bis zur Auflösung der Sowjetunion amtierten nach ihm noch Alexander Bessmertnych und Boris Pankin, jeweils für wenige Monate.

Alterskarriere endet in der Korruption

In seiner georgischen Heimat gilt Schewardnadse heute als politischer Verlierer. Als Präsident der Kaukasusrepublik - er wurde erstmals 1995 gewählt - musste er in der Rosenrevolution 2003 gegen sein korruptes Regime aus Familienclans zurücktreten. Auch eine Garde junger Politiker, die er selbst herangezogen hatte - darunter der spätere georgische Präsident Saakaschwili - rebellierte gegen ihn. Seine Verdienste um die Unabhängigkeit Georgiens konnten spätere Fehlentscheidungen nicht aufwiegen. Aus Sicht vieler Georgier entwickelte sich ihr Land unter Schewardnadse zu einem "failed state", einem gescheiterten Staat, in dem kaum etwas funktionierte. Obwohl Deutschland ihm viel zu verdanken hatte, fehlte er schließlich selbst auf deutschen Empfängen in Tiflis. In In Diplomatenkreisen hieß es dazu, Schewardnadse werde nicht mehr eingeladen, weil amtierende Politiker dann fernbleiben würden.  (dpa/AFP/uls/Tsp)

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