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Drei CDU-Vorsitzbewerber: Norbert Röttgen, Friedrich Merz, Helge Braun.

© Kappeler/Pedersen/dpa

Drei Bewerber um den CDU-Vorsitz: Ein Job für die Durststrecke

Friedrich Merz, Norbert Röttgen und Helge Braun wollen CDU-Chef werden. Diesmal ist das keine Durchgangsstation ins Kanzleramt. Ein Kommentar.

Von Robert Birnbaum

Die 440 000 CDU-Mitglieder haben's in den nächsten Wochen auch nicht leicht. Drei Männer mit Vorgeschichte wollen die Partei führen, und weil die Führung rat- und machtlos geworden ist, soll die Basis einen aussuchen.

Friedrich Merz galt lange als klarer Favorit, Norbert Röttgen als ernst zu nehmender Verfolger. Helge Braun hat eher Außenseiter-Status.

Trotzdem ist Angela Merkels scheidender Kanzleramtschef eine interessante Figur auf dem christdemokratischen Schachfeld. Der dritte Mann bringt die Lager-Logik etwas durcheinander.

Vorher war die Alternative klar: Merz – oder nicht Merz.

Schon bei den beiden letzten Parteitagen ging es weniger um die Frage, ob Annegret Kramp-Karrenbauer oder Armin Laschet für die CDU die Richtigen waren. Die Delegierten spalteten sich vielmehr auf in Anhänger des Sauerländers, die in Stil und Inhalt eine Abkehr von Angela Merkels Modernisierungskurs wollten, und die anderen.

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Der Konflikt war von beiden Seiten ernst gemeint. Trotzdem hatte er etwas von einem frivolen Luxusproblem.

Solange Merkel regierte, konnte sich die Partei dem Streit hingeben, zumal er für die praktische Regierungspolitik weitgehend folgenlos blieb.

Jetzt ist die CDU aber in der Opposition, und das auf einem Niveau, das vermutlich noch so gerade der Stammwählerschaft entspricht.

Die CDU muss überhaupt wieder in Frage kommen

Es geht also in den nächsten mindestens vier Jahren nicht mehr darum, ob eine starke Regierungspartei noch ein paar Stimmen dazugewinnen kann. Die CDU muss überhaupt erst wieder zur Nummer Eins werden.

Sie ist dabei auf die Wähler angewiesen, die jetzt abspenstig wurden: Etliche hin zur FDP, sehr viel mehr zu SPD und Grünen.

Schnell zurückgewinnen lassen sich alle drei Gruppen nicht. Und obwohl die Ampel-Koalition bereits vor Vertragsabschluss demonstriert, zu welchem Chaos sie fähig ist – halten wird sie notgedrungen schon.

Aber gerade wenn SPD, Grüne und FDP ein Bund der Reibereien bleiben sollten, muss die CDU umso mehr darauf achten, rasch wieder als Alternative in Frage zu kommen. Nicht nur für die ohnehin Überzeugten, sondern für Zweifelnde – jene Wähler, die einer Ampel-Partei ihre Stimme gaben und sich irgendwann fragen, ob das richtig war.

Auf den Moment muss ein neuer CDU-Chef hinarbeiten.

Wer kriegt das am ehesten hin?

Merz, der Mann für knackige Opposition und konservative Kante?

Röttgen, der Mann für ein Modell „Merkel zeitgemäß reloaded“ mit gelegentlich eigenwilligen Ideen?

Braun, der solide, aber auch etwas langweilige Verwalter aus der Merkel-Schule?

Keine einfache Entscheidung für die CDU-Mitglieder.

Ginge es um einen Kanzlerkandidaten, täten sie sich leichter. Aber der nächste Vorsitzende wird vielleicht nie Kanzler.

Er muss den Weg bereiten. Das ist weit komplizierter, als ihn selbst zu gehen.

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