Antisemitismus-Vorwurf in Brandenburg: Die naive Doppelstrategie der AfD
Der Fall Jan-Ulrich Weiß zeigt: Die AfD zieht auch Menschen an, die ihre Fremdenfeindlichkeit ausdrücken wollen, ohne unter NPD-Verdacht zu geraten. Das ist auch das Ergebnis einer von der AfD-Spitze durchaus bewusst gewählten Doppelstrategie. Ein Kommentar.
Ausgerechnet Brandenburg. Dem dortigen AfD-Chef Alexander Gauland hatte man noch am ehesten zugetraut, den eigenen Laden im Griff zu haben. Doch der Start ins parlamentarische Zeitalter ist gründlich danebengegangen. Zuerst der Sohn der eigenen Lebensgefährtin, der innerparteiliche Intrigen spinnt und deshalb auf sein Mandat verzichten muss. Am nächsten Tag ein Nachrücker, der antisemitische Hetze im Internet betreibt. Um unglückliche Ausrutscher, wie die Parteiführung weismachen will, geht es nicht.
Der Parteiführung könnte am Ende die Kontrolle entgleiten
Zu besichtigen ist vielmehr das Ergebnis einer durchaus bewusst gewählten Doppelstrategie. Das Personal an der Spitze ist bürgerlich-konservativ, die Partei deshalb für Wähler attraktiv, die mit Rechtsextremismus nichts zu tun haben wollen. Die AfD spricht aber auch Menschen an, die ihre Fremdenfeindlichkeit zum Ausdruck bringen wollen, ohne gleich unter NPD-Verdacht zu geraten. Bisher nahm die AfD-Spitze hier die Rolle der verfolgten Unschuld ein: Können wir doch nichts dafür, wenn wir von solchen Leuten gewählt werden. Eine solche Haltung ist unpolitisch und naiv. Denn am Ende könnte der AfD-Führung die Kontrolle entgleiten.
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