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Wolodymyr Selenskyj (r.) zeichnet in Charkiw einen Soldaten aus.

© Ukrainian Presidential Press Office/AP/dpa

Die Nacht im Überblick: Ukraine bestätigt Tod eines russischen Generals – Selenskyj besucht Front

Putin verliert einen weiteren Kommandeur. Der ukrainische Staatschef spricht seinen Soldaten Mut zu – und fordert per Video-Ansprache das Ende des Krieges.

Das ukrainische Militär hat nach eigenen Angaben einen weiteren hochrangigen russischen Offizier im Generalsrang getötet. Der Kommandeur des 1. Armeekorps der separatistischen Donezker Volksrepublik, Generalmajor Roman Kutusow, sei „entnazifiziert und entmilitarisiert“ worden, teilte die Verwaltung für strategische Kommunikation der ukrainischen Streitkräfte laut dem Online-Portal „Ukrajinskaja Prawda“ in der Nacht zum Montag mit. Über den Tod Kutusows hatte zuerst ein Korrespondent des russischen Staatsfernsehens berichtet.

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Kutusow soll gefallen sein, während er einen russischen Angriff auf eine Ortschaft nahe Popasna im Gebiet Luhansk im Osten der Ukraine leitete. Die ukrainische Seite hatte zuvor berichtet, die russische Attacke sei abgewehrt worden und der Feind habe sich unter „erheblichen Verlusten“ zurückziehen müssen.

Seit Beginn des vom russischen Präsidenten Wladimir Putin befohlenen Angriffskriegs gegen die Ukraine am 24. Februar sind schon mehrere Moskauer Generäle gefallen. Offizielle russische Quellen haben in der Zwischenzeit den Tod von vier Generälen bestätigt. Die Ukraine hatte sogar von mindestens sieben getöteten russischen Generälen gesprochen. Allerdings tauchten zwei davon nach der ukrainischen Todesmeldung lebend wieder auf.

Das Verteidigungsministerium in Kiew warnte nach den ersten Raketenangriffen auf die ukrainische Hauptstadt seit Ende April vor der Gefahr neuer Attacken. „Wir haben immer offen gesagt, dass Kiew ständig der Bedrohung ausgesetzt ist“, sagte Vizeverteidigungsministerin Hanna Maljar am Sonntag im Fernsehen. Auch wenn viele Menschen inzwischen zurückkehrten: „Wir sollten trotzdem begreifen, dass der Krieg in einer heißen Phase ist und Kiew als Hauptziel der Russischen Föderation erhalten bleibt.“ In der Nacht zum Montag gab es erneut Luftalarm in Kiew.

Am Sonntag hatte der ukrainische Generalstab von mehreren Raketeneinschlägen in Kiew berichtet. Laut Bürgermeister Vitali Klitschko wurde ein Mensch verletzt.

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Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sagte in einer am Abend veröffentlichten Video-Ansprache: „Der Krieg Russlands gegen die Ukraine muss so schnell wie möglich beendet werden.“ Er äußerte sich nicht dazu, wie das geschehen soll. Russland beklagt, dass die Ukraine die Verhandlungen über ein Ende der Kampfhandlungen auf Eis gelegt habe. Die Ukraine kämpft seit mehr als 100 Tagen gegen die russische Invasion. Die Vereinten Nationen haben bisher mehr als 4100 getötete Zivilisten registriert, gehen aber von weitaus höheren zivilen Opferzahlen aus.

Selenskyj besucht umkämpfte Region Saporischschja

Bei einem Besuch in der umkämpften Region Saporischschja informierte sich Selenskyj am Sonntag über die militärische Lage. Knapp 60 Prozent der südostukrainischen Region seien seit dem russischen Einmarsch am 24. Februar inzwischen von Moskaus Truppen besetzt worden, sagte der Militärgouverneur des Gebiets, Olexander Staruch, bei dem Gespräch mit dem Präsidenten in der Großstadt Saporischschja. „Viele Menschen treffen aus Orten ein, die zeitweise vom Feind besetzt sind“, schilderte Selenskyj. Die Flüchtlinge bräuchten Wohnungen und Arbeit.

Nach Saporischschja waren auch besonders viele Menschen aus der umkämpften Ostukraine geflüchtet, darunter aus dem Gebiet Donezk. Dort liegt auch die Hafenstadt Mariupol, in der prorussische Separatisten mit Hilfe von Moskaus Truppen im Mai die Kontrolle übernommen hatten. Die Kämpfe im Donbass dauern an. Ein Schwerpunkt ist das Verwaltungszentrum Sjewjerodonezk im Gebiet Luhansk, wo ukrainische Truppen nach Behördenangaben erfolgreich Widerstand leisten gegen russische Einheiten.

In einem in der Nacht veröffentlichten Video sagte Selenskyj, dass er zusammen mit seinem Bürochef Andrij Jermak eine Rundreise in den umkämpften Gebieten Donezk und Luhansk gemacht und dabei die Frontstädte Lyssytschansk und Soledar besucht habe. Lyssytschansk liegt am Fluss gegenüber von Sjewjerodonezk. Selenskyj hatte zuletzt immer wieder schwere Waffen vom Westen gefordert, um nicht nur den russischen Vormarsch aufzuhalten, sondern auch besetzte Gebiete zurückzuerobern.

Zeitung: Spanien will Ukraine Leopard-Panzer liefern

Spanien will nach einem Bericht der Zeitung „El País“ der Ukraine deutsche Kampfpanzer vom Typ Leopard 2 A4 sowie Luftabwehrraketen liefern. Es handele sich um stillgelegte Panzer, die erst für den Einsatz vorbereitet werden müssten, schrieb die Zeitung am Sonntag unter Berufung auf Informationen aus dem Verteidigungsministerium in Madrid. Die Ausbildung ukrainischer Soldaten an den Panzern solle zunächst in Lettland und später in Spanien erfolgen. Die Deutsche Presse-Agentur hat das Ministerium um eine Stellungnahme zu dem Bericht gebeten, eine Antwort stand zunächst noch aus.

Bekommt die Ukraine von Spanien Panzer vom Typ Leopard 2 A4?
Bekommt die Ukraine von Spanien Panzer vom Typ Leopard 2 A4?

© Csaba Krizsan/MTI/AP/dpa

Es wäre das erste Mal, dass die Ukraine im Kampf gegen die russische Armee moderne westliche Panzer erhielte. In Deutschland haben Politiker der Regierungspartei SPD bisher betont, es gebe eine informelle Übereinkunft zwischen den Nato-Staaten, solche Waffen nicht zu liefern. Dem Zeitungsbericht zufolge könnten rund 40 von 108 Leopard-Panzern, die Spanien 1995 gebraucht in Deutschland gekauft habe, wieder einsatzbereit gemacht werden.

Spanien bereitet dem Bericht zufolge zudem die Lieferung einer Batterie von Boden-Luftraketen vom Typ „Shorad Aspide“ des Herstellers MBDA vor. Diese seien von den spanischen Streitkräften schon außer Dienst gestellt und durch neuere Systeme ersetzt worden. Bisher hat Spanien der Ukraine vor allem leichte Waffen, Munition und Schutzausrüstungen geliefert.

Putin warnt vor Lieferung von Raketen mit hoher Reichweite an Ukraine

Das russische Militär hat mehrfach angekündigt, die westlichen Waffenlieferungen ins Visier zu nehmen. Immer wieder meldet Moskau die Zerstörung von schweren Waffen und Munition. Präsident Wladimir Putin hat für den Fall einer Lieferung westlicher Raketen mit hoher Reichweite an die Ukraine mit schweren Angriffen auf das Land gedroht.

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„Wenn sie liefern, dann werden wir daraus die entsprechenden Schlüsse ziehen und unsere Mittel der Vernichtung, von denen wir genug haben, einsetzen, um jenen Objekten Schläge zu versetzen, die wir bisher nicht angreifen“, sagte Putin in einem am Sonntag veröffentlichten Interview des Staatsfernsehsenders Rossija 1. Ziel der westlichen Waffenlieferungen sei es, den Konflikt in der Ukraine möglichst in die Länge zu ziehen, meinte er.

Russlands Außenminister Lawrow will sich zur Lage im Krieg äußern

Der russische Außenminister Sergej Lawrow will sich bei einer Pressekonferenz vor internationalen Journalisten zur Lage in dem Konflikt mit der Ukraine aus Moskaus Sicht äußern. Zudem dürfte es darum gehen, dass Lawrow nach Angaben aus Moskau wegen einer fehlenden Fluggenehmigung an diesem Montag nicht zu einem geplanten zweitägigen Besuch nach Serbien reisen.

Ein ranghoher Ministeriumsmitarbeiter bestätigte der russischen Agentur Interfax zufolge einen entsprechenden serbischen Medienbericht vom Sonntag, nach dem Bulgarien, Nordmazedonien und Montenegro keine Genehmigung für den Überflug der russischen Regierungsmaschine erteilt hätten. Lawrow ist wegen des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine mit westlichen Sanktionen belegt. Zudem ist der europäische Luftraum für russische Flugzeuge gesperrt.

Der Minister wollte sich mit der serbischen Führung treffen, um etwa über die Versorgung des Landes mit russischer Energie zu sprechen. Auf die Frage, ob der Besuch abgesagt sei, entgegnete der Ministeriumsmitarbeiter: „Die Diplomatie hat bisher nicht die Fähigkeit zum Beamen erlangt.“ Zuvor hatten serbische Medien über die Absage des Besuchs von Lawrow in Belgrad berichtet, weil es keine Überfluggenehmigung gebe. (dpa)

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