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Wär's voller, wenn Sonntag wär? Die Mall of Berlin.

© imago images/Xinhua

FDP-Vorschlag zu verkaufsoffenen Sonntagen: Die Konsumflaute hat nichts mit Öffnungszeiten zu tun

Wer die Bevölkerung mit zusätzlichen Einkaufstagen zu mehr Shopping verleiten will, hat die aktuelle Krise nicht verstanden. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Gerd Appenzeller

Für den deutschen Einzelhandel ist die Umsatzbilanz des Juni, die jetzt vorliegt, eine Katastrophe. Die Zahlen liegen um 8,8 Prozent unter dem Vergleichsmonat des Vorjahres. Es gibt keine Anzeichen, dass die Konsumfreude seither gestiegen ist. Mit Sonderangeboten lässt sie sich offenbar kaum steigern. Die Menschen haben Angst vor der Zahlungsunfähigkeit, vor ihrer persönlichen Pleite.

Jeder kennt die Gründe: Die hohe Inflationsrate und die Ungewissheit über die Höhe von Nachforderungen bei der Abrechnung der Heizkosten im nächsten Frühjahr erklären die Sparsamkeit der Menschen. Daran ändern auch zusätzliche offene Einkaufssonntage nichts, wie sie der FDP-Politiker Reinhard Houben jetzt vorschlug.

Den Konsumenten fehlt es nicht an der Zeit für einen zusätzlichen Einkaufsbummel, sondern am Vertrauen in eine stabile wirtschaftliche Entwicklung. Solange die Politik nicht überzeugend erklären kann, wie sie die Bürgerinnen und Bürger vor Engpässen und exorbitanten Preissteigerungen bei der Energieversorgung im Winter bewahren will, wird jeder Mensch sein Geld zusammen halten. Auch die hohe Inflationsrate bremst jeden vermeidbar scheinenden Konsum. Und als vermeidbar gilt in diesen Zeiten alles, was nicht der unmittelbaren Daseinsfürsorge dient. Dann lieber am Sonntag entspannen.

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