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In Bangalore in Indien sind am 29. November hunderte Menschen für mehr Klimaschutz auf die Straße gegangen.

© dpa

21. Weltklimagipfel in Paris: "Die Industrieländer müssen mehr leisten - auch finanziell"

Indien spielt eine wichtige Rolle beim Klimagipfel in Paris. Indiens Stromminister legt dar, warum sein Land auf Kohle nicht verzichten will - aber die erneuerbaren Energien trotzdem ausbaut. Ein Gastkommentar

Strom ist eine entscheidende Voraussetzung für eine Infrastruktur, die Wirtschaftswachstum und soziale Sicherung ermöglicht. Die Verfügbarkeit von verlässlichem und preiswertem Strom ist entscheidend für eine nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung. Ohne einen umfassenden Energiezugang, wird Indien in seinen Bemühungen, die Armut zu bekämpfen, gebremst. Und das ist das wichtigste Ziel der Regierung von Premierminister Narendra Modi. Die Bereitstellung von ausrechend und bezahlbarer sauberer Energie ist für uns ein Glaubensgrundsatz. Das kann gar nicht klar genug gesagt werden beim Weltklimagipfel in Paris (COP), der gerade stattfindet.

Unter Berücksichtigung der doppelstelligen Wachstumsraten, wird erwartet, dass der Stromverbrauch in Indien stark wachsen wird. Historisch ist Strom in den Industriestaaten mit fossilen Energiequellen erzeugt worden. Es ist zu erwarten, dass die Nutzung fossiler Energien zur Stromerzeugung in den meisten Ländern fortgesetzt wird, einschließlich Indiens.

"Es ist falsch, Zuschüsse für Kohlekraftwerke zu streichen "

Obwohl Kohle weiterhin die wichtigste Energiequelle sein wird, bemühen wir uns, sicherzustellen, dass jedes neue Kraftwerk energieeffizienter sein wird. Wir haben bereits mehrere Initiativen ergriffen, um unseren Kohlenstoff-Fußabdruck zu verkleinern. Indiens Kohlenutzung wird sauberer, weil super-kritische Technologie für die Kohlekraftwerke eingesetzt wird. Wir ersetzen alte, ineffiziente Anlagen mit modernen, effizienten Kohlekraftwerken. Es denken zudem über höhere Emissionsstandards nach. All das kostet Geld. Wenn global weniger Förderung für Kohlekraftwerke zur Verfügung steht, ist das kontraproduktiv.

Indiens Minister für Strom, Piyush Goyal, mit Umweltministerin Barbara Hendricks (SPD). Hendricks gehörte zur Delegation von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), die bei einem Besuch in Indien für Zusammenarbeit beim Klimaschutz geworben hat.

© prommo

Indien wird seine Anstrengungen verdoppelt, um saubere Energien auszubauen. Wir bemühen uns, die Nachfragesteuerung besser zu steuern und wir bauen massiv den Anteil erneuerbarer Energien am Energiemix aus.

Um Energieeffizienz zu fördern, finanzieren wir das weltgrößte Programm für effizientes Licht. 770 Millionen alte Glühbirnen werden mit effzienten LED-Leuchten ersetzt, dazu zählen 35 Millionen Straßenleuchten, die innerhalb von drei Jahren modernisiert werden. Diese Bemühungen werden uns helfen, die Spitzenlast zu vermindern, die aktuell bei 22,5 Gigawatt Leistung liegt. Damit sparen wir 114 Milliarden Kilowattstunden im Jahr und vermindern den Kohlendioxid-Ausstoß um 85 Millionen Tonnen. Unser LED-Programm hat die Beschaffungskosten für LEDs um etwa 74 Prozent gesenkt.

Unter dem (Domestic Efficient Lighting Programme (DELP) haben wir bisher 27,5 Millionen LEDs an Verbraucher ausgegeben und 422 000 Straßenlaternen sind mit dem Street Lights National Programme (SLNP) bereits ausgetauscht worden. Das spart im Jahr rund 3,25 Milliarden Kilowattstunden Strom.

Unser Kennzeichnungsprogramm für Haushaltsgeräte und andere Maschinen erlaubt es Verbrauchern informierte Entscheidungen zu treffen, weil sie erfahren, wie sie Energie und Geld sparen können. Das wird mittelfristig großen Einfluss auf den Stromverbrauch haben.

Indien baut erneuerbare Energien aus

Indiens Strategie zum Ausbau erneuerbarer Energien ist getrieben vom Wunsch, Versorgungssicherheit zu erreichen, und mehr Menschen mit Strom zu versorgen. Zudem wollen wir unseren Kohlendioxid-Fußabdruck verkleinern. Wir erwarten, dass erneuerbare Energien eine zentrale Rolle spielen werden, um den aktuellen Strommangel zu überwinden.

Indien hat erfolgreich um Investitionen für erneuerbare Energien geworben. Zwischen 2002 und 2015 ist der Anteil der installierten Kapazität von 3,9 Gigawatt auf 36 Gigawatt gewachsen. Diese Kapazität setzt sich aus einem Mix von Energiequellen zusammen: Wind, kleine Wasserkraft, Biomasse und die Mitverbrennung von Biomasse, Strom aus Gasen, die in Mülldeponien entstehen und Solarenergie. Indien hat bereits eines der größten Ausbauprogramme für erneuerbare Energien aufgelegt.

Indien unternimmt einige Anstrengungen, um die Ausbauziele für erneuerbare Energien weiter zu erhöhen. Bis 2021/22 wollen wir 175 Gigawatt erreicht haben, die jährlich 326 Millionen Tonnen CO2 im Jahr einsparen werden. Solarenergie wächst weltweit auch dank der Indischen Solar-Mission und dem wachsenden Interesse multinationaler Organisationen und der Privatwirtschaft.

"Industrieländer müssen mehr tun"

Alle Staaten müssen eine geteilte Verantwortung tragen, um einen saubereren Planeten zu hinterlassen, indem der Anteil erneuerbarer Energien vergrößert wird. Aber noch sind die Möglichkeiten, den Energiebedarf der Welt mit erneuerbaren Energien zu decken, begrenzt. Die hohen Kosten für die Erzeugung von Strom mit erneuerbaren Energien behindern die Klimaschutzbemühungen oft. Die begrenzten finanziellen und technischen Möglichkeiten von Entwicklungsländern, behindern die erneuerbare Zukunft zudem und auch den Versuch, weniger abhängig von fossilen Energien zu sein. Deshalb muss nachhaltige Energie in Indien von der Energiequelle getrennt werden und den Weg freimachen für einen Energiemix aus konventionellen und erneuerbaren Energiequellen.

Als Entwicklungsland erwarten wir vom Pariser Klimavertrag, sich am Prinzip der Gemeinsamen aber verschiedenen Verantwortlichkeit (CBDR) sowie am Prinzip der Gerechtigkeit zu orientieren. Industriestaaten sollten höhere Emissionsminderungen erbringen und angemessene finanzielle und technologische Hilfen für Entwicklungsländer anbieten. Das Prinzip: Der Verursacher zahlt!, sollte anerkannt werden.

Wir haben unseren Klimaaktionsplan ausgearbeitet und wollen unseren CO2-Ausstoß bezogen auf jeden Dollar unseres Wirtschaftswachstums (also die Energieintensität) um 33 bis 35 Prozent im Vergleich zu 2005 senken. Bis 2030 sollen 40 Prozent der Stromerzeugungskapazität aus erneuerbaren Energiequellen stammen. Bis dahin wollen wir zudem eine zusätzliche Kohlenstoffsenke von 2,5 bis drei Millionen Tonnen CO2 schaffen, in dem mehr Flächen begrünt werden.

Indiens Energiepolitik zielt darauf, jeden mit Strom zu versorgen und wäre ohne hohe Investitionen und die Einführung neuer Technologien, die Verfügbarkeit von Atomenergie und internationale Unterstützung sowie Privatinvestitionen nicht möglich. Wir bemühen uns, um eine klimaresiliente Infrastruktur zu schaffen und unsere Verletzlichkeit durch den Klimawandel zu vermindern.

Der Autor ist Minister für Elektrizität in Indien.

Piyush Goyal

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