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Ein Mischlager schränkt die Zahl der möglichen Standorte drastisch ein.

© Jochen Lübke/dpa

Die Suche nach dem Endlager: Die Chancen von Gorleben steigen wieder

Die Endlager-Kommission prüft nun trotz Bedenken die Möglichkeit eines Mischlagers. Dafür kommen nicht viele Standorte in Frage.

„Die sind eingenickt“, sagt Wolfgang Ehmke. Die – das ist die vom Bundestag eingesetzte Kommission, die seit dem vergangenen Jahr die Suche nach einem Atommüllendlager vorbereiten soll. Und eingeknickt ist das Gremium aus Sicht des Gorlebener Anti-Atom-Veteranen Ehmke deshalb, weil es sich in einer entscheidenden Frage gegen die eigene Überzeugung dem Willen der Bundesregierung unterworfen habe.

Nach anfänglichem Protest will die Kommission nun nämlich doch prüfen, unter welchen Bedingungen die gemeinsame Lagerung unterschiedlicher Arten radioaktiver Abfälle möglich ist. Darauf habe sich das Gremium „nach einer intensiven Diskussion über das Nationale Entsorgungsprogramm der Bundesregierung verständigt“, sagt Kommissionssprecher Jürgen Voges. Ursprünglich hatte der Auftrag gelautet, Kriterien für die Suche einer Lagerstätte insbesondere für den hochradioaktiven Müll zu entwickeln.

Gemeinsame Deponierung erschwert die Suche nach dem Endlager

In dem im August vorgelegten „Nationalen Entsorgungsprogramm“ hatte die Bundesregierung vorgegeben, in dem künftigen Endlager für hochradioaktive Abfälle auch schwachradioaktiven Müll aus der Urananreicherungsanlage Gronau abzuladen. Außerdem sollen die 126.000 Atommüllfässer aus dem maroden Bergwerk Asse in ein solches Mehrzwecklager gebracht werden. Das bislang für schwach- und mittelradioaktiven Abfall vorgesehene Endlager Schacht Konrad in Salzgitter ist nämlich nur für bis zu 303 000 Kubikmeter genehmigt. Mit dem Material aus Gronau und der Asse verdoppelt sich das Volumen in dieser Kategorie jedoch. Um zu vermeiden, dass das Genehmigungsverfahren für Schacht Konrad neu aufgerollt wird, verfiel die Regierung auf die Idee des „Mischlagers“.
Die Endlager-Kommission hatte zunächst erhebliche fachliche Bedenken dagegen formuliert. Eine gemeinsame Deponierung unterschiedlicher Arten von Atommüll könne die Suche nach einem Standort weiter erschweren, trug die von dem Reaktorexperten und Öko-Institut-Geschäftsführer Michael Sailer geleitete Arbeitsgruppe 3 („Entscheidungskriterien“) vor. Sie wies darauf hin, dass vor allem über die chemischen Eigenschaften der aus der Asse zu bergenden Abfälle kaum Informationen vorlägen. Schwierig zu beurteilen sei auch das Reaktionsverhalten radioaktiver Abfälle aus der Forschung und dem Abriss von Kernkraftwerken, die aufgrund ihrer Zusammensetzung ebenfalls nicht den Annahmebedingungen von Schacht Konrad entsprechen sollen.

Am Ende doch wieder Gorleben?

Der neue Auftrag an die Kommission werde „die Wahl möglicher Standorte drastisch einschränken, weil eine solche Deponie zumindest deutlich mehr Volumen haben muss“, sagt Atomkraftgegner Wolfgang Ehmke. „Wir bezweifeln, dass in so kurzer Zeit eine Risikoanalyse erarbeitet werden kann.“ Hellhörig mache die Umweltschützer aus dem Wendland in diesem Zusammenhang, dass für den Standort Gorleben schon einmal eine Mischlagerung erwogen worden sei. Die Umweltschützer befürchten, dass die Endlagersuche am Ende doch wieder auf Gorleben hinausläuft.

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