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Der ungeliebte Kandidat: Die CDU kann den Wählern keinen Kandidaten aufzwingen.

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In der Union gärt es: Die CDU kann den Wählern keinen Kandidaten aufzwingen

Bald ergeht es ihr wie der SPD: Sie handelt am unbelehrbaren Wähler vorbei. Zeit für ein Wagnis. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Stephan-Andreas Casdorff

Es kann ja sein, dass es das noch nie vorher gab, einen Wechsel des Kanzlerkandidaten kurz vor der Wahl. Aber sag niemals nie. Die Mauer ist auch gefallen, ein Papst zurückgetreten. Also, warum soll die Union auf Gedeih und Verderb am Beschlossenen festhalten, wenn das bedeuten kann, dass nicht CDU-Chef Armin Laschet Kanzler wird, sondern Genosse Olaf Scholz?

Das will die Union nicht zur Kenntnis nehmen? Wohl weil nicht sein kann, was nicht sein darf: dass ihre Gremien der Bevölkerung nicht den Regierungschef aufzwingen können. Wenn die CDU allerdings in dieser Haltung verharrt, droht ihr paradoxerweise das Schicksal der SPD. Die Sozialdemokraten erweckten immer wieder den Eindruck, dass sie die Wähler schon irgendwann erzogen haben werden. Da sind 20 Prozent auch schon ein schönes Ergebnis.

Es gärt, bisher nur hinter vorgehaltener Hand

In den Landesgruppen der CDU im Bundestag jedenfalls gärt es. Viele sagen es, bisher aber nur hinter vorhaltender Hand: falscher Wahlkampf, nämlich keiner, und falscher Kandidat. Nicht, dass das jetzt die CSU freuen würde, die ihren Vorsitzenden Markus Söder immer für den richtigen gehalten hat.

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Nein, sie ist ja auch in Mitleidenschaft gezogen: Üblicherweise liegt die CSU in Bayern sieben Prozentpunkte über der CDU bundesweit. Heißt, dass sie bloß noch um die 30 Prozent aufbringt.

Dass die CDU-Granden um Volker Bouffier und Wolfgang Schäuble von Armin Laschet abrücken, ist nicht zu erwarten. Doch im Bundesvorstand werden sich die kritischen Stimmen mehren. Mal abwarten, was aus den Landesverbänden und Landesgruppen noch so alles kommt. Sogar in vier Wochen lässt sich ein Wahlkampf gewinnen. Auch das zeigt die SPD. Die Begeisterung um Martin Schulz hatte nur zu früh geendet. Ein solcher Hype bei der Union jetzt könnte bis zum Wahltag halten. Entweder Laschet entfacht ihn, oder wie bei Schulz stoppt der Zug aus Aachen vor dem Ziel.

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