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Im Angebot. Der zweite Zusatzartikel zur US-Verfassung erlaubt den Besitz und das Tragen von Waffen.

© Erik S. Lesser/dpa

Corona, Arbeitslosigkeit, Proteste gegen Rassismus: Die Angst geht um - Amerikaner im Waffen-Kaufrausch

Rund 19 Millionen Schusswaffen haben Amerikaner im ersten Halbjahr 2020 gekauft - das und mehr in „Twenty/Twenty“, dem Newsletter zur US-Präsidentschaftswahl.

In einem Land, in dem mehr Waffen im Umlauf sind (400 Millionen), als es Einwohner hat (330 Millionen), gilt die Zahl der sogenannten „background checks“ als verlässlicher Indikator für die gesellschaftliche Stimmung. Und die ist offenbar äußerst angespannt, man könnte auch sagen: hochgradig nervös.

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Einem „background check“ beim FBI muss sich jeder unterziehen, der eine Schusswaffe erwerben oder besitzen will. Im März wurde mit 3,7 Millionen „background checks“ ein neues Allzeithoch erreicht, das im Juni mit 3,9 Millionen noch einmal getoppt wurde. Die Zählung begann 1998, als das „National Instant Criminal Background Check System“ verbindlich eingeführt wurde.

Die Juni-Zahlen bedeuten eine Steigerung zum Juni 2019 um 136 Prozent. Laut einer Studie des Brookings-Instituts wurden allein im ersten Halbjahr dieses Jahres 19 Millionen Schusswaffen verkauft. Das bedeutet mehr als eine zusätzliche Schusswaffe auf jeden 20. Amerikaner. Rund 40 Prozent der Käufer sind Erstbesitzer.

In der Reihenfolge der Bundesstaaten, in denen im Juni die meisten „background checks“ durchgeführt wurden, rangiert Illinois (706.404) mit großem Abstand vor Kentucky (395.188), Texas (227.232), Florida (210.415) und Kalifornien (158.349).

Was erklärt den sprunghaften Anstieg der Schusswaffenkäufe? Da kommt wohl eins zum anderen: die allgemeine Unsicherheit wegen Covid-19, der Einbruch der Wirtschaft, gefolgt von steigender Arbeitslosigkeit, die landesweiten Proteste gegen Rassismus und Polizeigewalt, die „Defunding“-Debatte über eine Kürzung der finanziellen Mittel für die Polizei. Sicher ist: Die Angst geht um in Amerika. Sie mag diffus und übertrieben sein, aber das Gefühl ist sehr real.

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