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In ihrer antiwestlichen Haltung sind sich Putin (l.) und sein iranischer Amtskollege Raisi einig.

© Imago/Itar Tass/Sergei Savostyanov

Treffen von Putin, Erdogan und Raisi in Teheran: Die Achse der Autokraten

Trotz mancher Gegensätze schmieden die Türkei, Russland und der Iran Bündnisse – gegen den Westen. Nicht nur in Nahost kommt das zum Tragen. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Christian Böhme

Schon die Reise als solche ist ein Ausrufezeichen. Wenn Wladimir Putin erstmals seit Beginn seines Angriffskriegs gegen die Ukraine den postsowjetischen Raum verlässt, dann muss es ihm wichtig sein. Und das ist es auch.

Russlands Präsident trifft auf seiner Reise in den Iran nicht nur seinen iranischen Amtskollegen Ebrahim Raisi, sondern auch den türkischen Staatschef Recep Tayyip Erdogan. Also begegnete am Dienstag in Teheran mit der Türkei ein Natomitglied dem neuen Hauptfeind der Nato.

Für Putin dürfte das eine Genugtuung sein, kann er doch weiter daran arbeiten, einen Keil in das Bündnis zu treiben. Die Allianz dagegen wird Erdogans Gesprächsbereitschaft als weiteren Affront Ankaras werten.

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Aber für den türkischen Staatschef zählt vor allem, sich mit den anderen beiden Autokraten abzustimmen. Denn die drei Männer eint ein Ziel: die eigene Macht zu erhalten, bestenfalls sogar auszubauen. Deshalb schmieden sie Bündnisse. Es geht darum, die realpolitischen Gegebenheiten zum eigenen Vorteil zu nutzen.

Putin hat in Syrien das Sagen, doch der Iran will seinen Einfluss ausbauen

Dabei spielt Syrien eine zentrale Rolle. Das von Krieg, Zerstörung und Armut heimgesuchte Land ist Russlands Tor zum Nahen Osten und zum Mittelmeer. Vor Jahren eilte Moskau dem syrischen Diktator Baschar al Assad zu Hilfe, um den Aufstand in der Bevölkerung niederzuschlagen. Seitdem passiert in der Region so gut wie nichts ohne Putins Zustimmung.

Doch der Feldzug gegen die Ukraine bindet russische Kräfte, in Syrien stationierte Soldaten und Söldner wurden für den Kampf gegen Kiew abgezogen. Das ruft Teheran auf den Plan. Die Mullahs wollen ihre Position in Syrien stärken, was der Kremlchef kaum zulassen kann. Es sei denn, der Iran ist bereit, ihm etwas anzubieten. Zum Beispiel bewaffnete Drohnen, die Putin im Ukraine-Krieg einsetzen könnte oder ein Ausbau der Energiepartnerschaft.

Der türkische Präsident Erdogan will vor allem grünes Licht für seine geplante Invasion im Norden Syriens.
Der türkische Präsident Erdogan will vor allem grünes Licht für seine geplante Invasion im Norden Syriens.

© Imago/Zuma Wire

Geben und Nehmen ist auch die Grundlage für die Gespräche mit Erdogan. Denn die Interessen der Türkei und Russlands sind zum Teil gegenläufig. So standen sich Moskau und Ankara vor zwei Jahren im Krieg zwischen Aserbaidschan und Armenien gegenüber. Das wird allerdings ausgeblendet, um sich in anderen Fragen zu verständigen.

Der Westen hat kaum Möglichkeiten gegenzusteuern

Erdogan will unbedingt in Nordsyrien einmarschieren, um gegen die Kurden vorzugehen. Dafür wäre Putins Einwilligung (und die des Iran) hilfreich. Der wiederum könnte von Erdogan fordern, die Lieferung türkischer Kampfdrohnen an die Ukraine herunterzufahren.

Drei mächtige Männer, dem Westen feindlich gesinnt, sprechen sich ab – das muss Amerika und seine Verbündeten alarmieren. Nur ändert das wenig daran, dass deren Eingriffsmöglichkeiten sehr begrenzt sind. Putin, Raisi und Erdogan machen gemeinsame Sache, wo immer es ihren Interessen dient.

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