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Prostituierte in einem Bordell.

© dpa/Oliver Berg

Deutschland sei das „Bordell Europas“: Unionsfraktionsvize Bär fordert Verbot von käuflichem Sex

Die CSU-Politikerin spricht sich klar für einen Paradigmen-Wechsel „zum Wohle der Frauen“ aus. Demnach sei Deutschland mittlerweile ein weltweit beliebtes Ziel für Sex-Tourismus.

Die stellvertretende Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Dorothee Bär, spricht sich dafür aus, den Kauf von Sex zu verbieten, um betroffene Frauen besser zu schützen. „Die Situation von Prostituierten in Deutschland ist dramatisch“, sagte sie der „Bild“-Zeitung.

„Wir brauchen dringend einen Paradigmen-Wechsel: ein Sexkauf-Verbot in Deutschland. Damit würde Prostitution de facto verboten – und zwar zum Wohle der Frauen“, erklärte die Bundestagsabgeordnete.

Deutschland ist mittlerweile weltweit als Land für Sex-Tourismus sehr attraktiv.

Dorothee Bär, CSU-Bundestagsabgeordnete

Nach ihrer Schätzung gibt es derzeit bundesweit rund 250.000 Prostituierte. Die meisten kämen aus dem Ausland, nur ein Bruchteil sei behördlich angemeldet.

„Deutschland hat sich zum Bordell Europas entwickelt. Deutschland ist mittlerweile auch weltweit als Land für Sex-Tourismus sehr attraktiv“, sagte Bär.

Forderung nach „Nordischem Modell“

Die CSU-Politikerin sprach sich für die Einführung des „Nordischen Modells“ wie in Schweden aus, das die Käufer von Sex-Dienstleistungen bestraft und nicht die Prostituierten.

„Das Beispiel Schweden zeigt: Mit einem Sexkauf-Verbot geht die Zahl der Prostituierten drastisch zurück“, erklärte Bär zur Begründung.

Seit Einführung des Prostitutionsgesetzes 2002 ist Prostitution in Deutschland nicht mehr sittenwidrig, sondern ein normales Gewerbe.

Die damalige rot-grüne Koalition wollte mit dem Gesetz die rechtliche und soziale Lage der Prostituierten verbessern, allerdings ist aus Expertensicht zum Teil der gegenteilige Effekt eingetreten.

2017 trat zudem das Prostituiertenschutzgesetz in Kraft. Es macht vor allem gewerberechtliche Vorgaben: Bordelle benötigen seitdem eine Betriebserlaubnis, Prostituierte sind verpflichtet, ihre Tätigkeit anzumelden und regelmäßig zur Gesundheitsberatung zu gehen. 

Laut einer im Juni vorgestellten Studie ist stattdessen die Stellung der Bordellbetreiber, der Sexindustrie und der Freier gestärkt worden.

Bei der deutschen Gesetzgebung sei vor allem die Menschenwürde nicht ausreichend beachtet worden, sagte Verfassungsrechtler Ulrich Rommelfanger vor elf Wochen. 

Auch die Autoren dieser Studie sprechen sich für das „Nordische Modell“ aus und eine Totalrevision, also eine grundlegende neue Gesetzeslage. Frauenrechtlerinnen fordern seit Jahren ein Sexkaufverbot in Deutschland.

Genaue Zahlen zur Sexarbeit-Branche gibt es nicht. Jeden Tag nehmen aber wohl mehr als eine Million Männer sexuelle Dienstleistungen von Frauen in Anspruch. Gleichgeschlechtliche Prostitution steht weniger im Fokus.

Der inzwischen oft geläufige Begriff der Sexarbeit wird von Frauenrechtlerinnen als neoliberaler Terminus kritisiert, der kapitalistische Selbstausbeutung bis ins Schlafzimmer propagiere. (dpa, epd)

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