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John Cryan, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bank, am Freitag nach der Bilanzpressekonferenz.

© Boris Roessler/dpa

Deutsche Bank: Wieder eine halbe Milliarde Verlust

Konzernchef John Cryan sieht sein Institut trotzdem auf dem richtigen Weg. Die Verluste sind auf Sondereffekte zurückzuführen. Die Höhe der Dividende bleibt unklar.

Der Verlust der Deutschen Bank ist mit einer halben Milliarde Euro im vergangenen Jahr deutlich höher ausgefallen als das Institut noch Anfang Januar angedeutet hatte. Damals war die Rede von einem „geringen“ Minus. 2017 ist das dritte Verlust-Jahr des größten deutschen Geldhauses in Folge. Trotzdem wird das Institut ihren Investmentbanker einen Bonus auszahlen. Dass es mehr als eine Milliarde Euro sein sollen, bestätigte Vorstandschef John Cryan am Freitag auf der Jahres-Pressekonferenz nicht. Der Bonus für 2017 sei eine „einmalige Investition“, um den Investmentbankern die Chance zugeben, die Marktposition der Bank zu sichern und auszubauen. Ob die Aktionäre eine Dividende erhalten ist Cryan zufolge noch offen. Er deutete aber indirekt an, dass sie wieder bei 19 Cent wie im vergangenen Jahr liegen dürfte. Wegen des erneuten Verlustes rutschte der Kurs der Aktie am Freitag zeitweise um sechs Prozent ab.

Künftig sei ein ähnlicher Bonus wie für 2017 nur bei einem entsprechenden Geschäftserfolg zu rechtfertigen, bekräftigt Cryan. „Die Bezahlung unserer Mitarbeiter wird sich konsequent am Geschäftserfolg unserer Bank orientieren“. Man müsse aber wettbewerbsfähig bezahlen, wenn man sich dem Wettbewerb stellen wolle, sonst würden gute Mitarbeiter gehen, ergänzt Co-Chef Marcus Schenck, der die Investmentbank leitet.

Offen ist, ob der Vorstand in diesem Jahr einen Bonus erhält. Das sei die Entscheidung des Aufsichtsrates, sagte Cryan. Obwohl die Bank erstmals seit 2014 vor Steuern mit 1,3 Milliarden Euro einen Gewinn eingefahren hat und - Belastungen durch die US-Steuerreform in Höhe von 1,4 Milliarden Euro ausgeklammert - einen Überschuss von fast einer Milliarde Euro verbuchte hätte, wäre auch das für Cryan zu wenig. „Natürlich wäre auch ein solcher Gewinn für uns nicht zufriedenstellend gewesen. Aber ein solches Ergebnis hätte sichtbar gemacht, wo wir heute wirklich stehen. Es würde zeigen: Wir haben aufgeräumt. Und wir sind auf dem richtigen Weg“.

Ernüchternde Zahlen

Für das unter dem Strich erneut schlechte Ergebnis machen Cryan, Finanzchef James von Moltke und Schenck diverse Sondereffekte verantwortlich - unter anderem das schlechte Umfeld am Kapitalmarkt im vierten Quartal. „Das war eines der schwierigsten seit 2008, vor allem im Handel mit festverzinslichen Wertpapieren“, sagt Schenck. Die Erträge und damit der Umsatz der Bank sackten um 19 Prozent ab, unter dem Strich stand ein Verlust von 2,2 Milliarden Euro. Allerdings verbuchte das Institut auch im gesamten Jahr bei den Erträgen ein Minus von 12 Prozent auf 26,4 Milliarden Euro. Aufwendungen für die Beilegung von Rechtsstreitigkeiten spielten mit 200 Millionen Euro im Vergleich zu den Vorjahren eine untergeordnete Rolle.

Die Ergebnisse der einzelnen Sparten waren erneut ernüchternd. Der Vorsteuer-Gewinn der Investmentsparte sank um die Hälfte auf 877 Millionen Euro. Die Privatkunden- und Firmenkundensparte musste sogar Einbußen von mehr als einer Milliarde Euro auf nur noch 382 Millionen Euro hinnehmen, unter anderem weil Beteiligungen in China und Polen verkauft wurden. Immerhin konnte die Vermögenssparte ihren Vorsteuergewinn nach dem Verlust im Vorjahr um 900 Millionen auf 725 Millionen Euro steigern.

Weiter zu kämpfen hat die Bank mit den Kosten. Belastungen resultieren unter anderem aus der Schließung von 190 Filialen und dem Abbau von weltweit 9.000 Stellen, davon 4.000 in Deutschland, bis Ende 2018. In Deutschland seinen 2.000 Stellen gestrichen. Derzeit würden die Verträge zum Abbau der restlichen Stellen zum Jahresende ausgehandelt. Das Ziel werde in jedem Fall erreicht, sagt Privatkunden-Vorstand Christian Sewing. Ende 2017 beschäftigte die Bank weltweit noch 97.500 Mitarbeiter, 42.500 davon in Deutschland.

Trotz des Verlustes sieht der Vorstand die Bank auf dem richtigen Weg, auch die Investmentbank. Hinter den US-Banken sei sie in ihren Geschäftsfeldern die beste europäische Bank. Mit der in wenigen Monaten abgeschlossenen Zusammenführung der Privat- und Firmenkundensparte der Deutschen Bank und der Postbank entstehe das größte Institut in Deutschland mit mehr als 20 Millionen Kunden. Auch der für das Frühjahr geplante Teil-Börsengang der Vermögensverwaltungssparte (DWS) ist nach Angaben von Cryan auf gutem Weg.

Insgesamt erwartet der Deutsche Bank-Chef, der seinen Vertrag bis 2020 in jedem Fall erfüllen will („Ich genieße den Job, er ist heute viel angenehmer als vor zwei Jahren) 2018 ein „erfolgreiches“ Geschäftsjahr und rechnet mit einem Gewinn auch nach Steuern. Eine konkrete Prognose macht Cryan nicht. Die Voraussetzungen für eine nachhaltige Trendwende seien aber geschaffen. Analysten rechnen mit einem Netto-Überschuss von rund 1,7 Milliarden Euro.

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