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Ein seltener Anblick: US-Präsident Donald Trump mit Maske

© dpa/AP/Evan Vucci

„Der Typ ist eine Katastrophe.“: Trump pöbelt gegen Fauci

Schwere Vorwürfe erhebt Trump gegen seinen Top-Virologen Fauci. Wenn er auf ihn in der Coronakrise gehört hätte, gäbe es 500.000 Tote.

US-Präsident Donald Trump hat den führenden US-Gesundheitsexperten Anthony Fauci als „Katastrophe“ bezeichnet und ihm Fehler in der Pandemie vorgeworfen. „Die Leute haben die Nase voll von Covid“, sagte Trump am Montag in einem Telefonat mit seinem Wahlkampfteam, wie mehrere US-Medien berichteten. „Die Leute haben die Nase voll davon, Fauci und all diese Idioten zu hören.“

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Über Fauci sagte Trump: „Wenn er im Fernsehen auftritt, gibt es immer eine Bombe, aber es gibt eine größere Bombe, wenn man ihn feuert. Der Typ ist eine Katastrophe.“, sagte Trump nach einem Bericht der „New York Times“.

„Wenn ich auf ihn gehört hätte, hätten wir 500.000 Tote“, ergänzte Trump seine Vorwürfe an Fauci. Die Zahl der Toten in den USA nach einer Infektion mit dem Coronavirus liegt derzeit bei rund 220.000. Seit Beginn der Pandemie haben sich mehr als acht Millionen Menschen in den Vereinigten Staaten mit dem Virus angesteckt. Fauci ist Direktor des Nationalen Instituts für Infektionskrankheiten und Teil der Coronavirus-Arbeitsgruppe des Weißen Hauses.

Widerspruch provozierte Trump mit seinen Äußerungen auch in seiner eigenen republikanischen Partei. Der Vorsitzende des Gesundheitsausschusses im US-Senat, Lamar Alexander, twitterte, Fauci sei einer der angesehensten Beamten überhaupt und habe unter sechs US-Präsidenten gearbeitet. „Wenn mehr Amerikaner auf seinen Rat hören würden, hätten wir weniger Fälle von Covid-19.“

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Fauci ist sehr beliebt in der Bevölkerung

In Umfragen stellt eine Mehrheit der Amerikaner Trump seit Monaten ein schlechtes Zeugnis für dessen Krisenmanagement in der Pandemie aus. Fauci genießt in Befragungen deutlich mehr Vertrauen als Trump. Das Wahlkampfteam von Trumps demokratischem Herausforderer Joe Biden kritisierte, die Weigerung des Präsidenten, auf Wissenschaftler zu hören, habe die USA zu dem am schwersten von der Pandemie betroffenen Land weltweit gemacht.

Trump dementierte die Berichte nicht. Auf Twitter schrieb er mit Blick auf Fauci (79): „Alles, was ich von Tony verlange, ist, dass er bessere Entscheidungen trifft.“ Bei einem Wahlkampfstopp in Phoenix im Bundesstaat Arizona sagte Trump: „Manchmal sagt er Dinge, die ein wenig danebenliegen und sich leider aufschaukeln, aber er ist ein netter Kerl, den ich mag.“ Der Republikaner fügte mit Blick auf die lange Karriere des weltweit respektierten Immunologen hinzu: „Ich will ihm nicht wehtun, er ist seit ungefähr 350 Jahren da.“

Fauci: Bin nicht überrascht von Trumps Infektion

Fauci hatte am Sonntag im Sender CBS gesagt, er sei „absolut nicht“ überrascht gewesen, dass sich Trump mit dem Coronavirus infizierte. Mit Blick auf eine Veranstaltung mit Trump im Rosengarten des Weißen Hauses Ende vergangenen Monats sprach der Immunologe von einem „Superspreader-Event“.

Als er im Fernsehen gesehen habe, dass dort kaum Schutzmaßnahmen beachtet wurden, habe er gedacht: „Es kann nichts Gutes dabei herauskommen.“ Trump wiederholte am Montag, dass er nicht nur frei vom Coronavirus sei, sondern immun.

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Streit über Faucis Auftritte im TV

Fauci hatte CBS auch gesagt, dass das Weiße Haus seine Auftritte bei Sendern in der Pandemie kontrolliert habe. „Ich durfte sicher nicht auf viele, viele, viele Shows gehen, die mich angefragt haben.“ Trump sagte dagegen: „Wir lassen ihn tun, was er tun möchte.“ Fauci liebe es, im Fernsehen aufzutreten.

Die Kommunikationsdirektorin des Weißen Hauses, Alyssa Farah, sagte dem Sender Fox News am Montag: „Es ist schwierig, den Fernseher anzuschalten und ihn nicht zu sehen.“ Man versuche sicherlich nicht, ihn daran zu hindern, wichtige Informationen mit der Öffentlichkeit zu teilen.

Fauci kritisierte erneut, dass Trumps Wahlkampfteam eine Aussage von ihm ohne Genehmigung und sinnentstellend in einem Wahlwerbespot verwendet habe. Er sei darüber „richtig wütend“ gewesen. Der Immunologe kritisierte auch, dass er wegen seiner Arbeit Todesdrohungen bekomme und seine Familie drangsaliert werde. (dpa, AFP)

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