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Papst Franziskus bei einem Bußgottesdienst am dritten Tag des Gipfeltreffens der Katholischen Kirche zum Thema Missbrauch.

© Vincenzo Pinto / AFP / dpa

Missbrauchskonferenz: Der Papst hat enttäuscht

Worte sind geduldig – die Opfer, Hundertausende weltweit, sind es nicht. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Stephan-Andreas Casdorff

Der Papst hat enttäuscht. Ja, doch, enttäuscht. Denn den starken Worten auf der Missbrauchskonferenz im Vatikan ist wie viel gefolgt? Nichts. Und das, obwohl er sich beim Missbrauch an Menschenopfer in heidnischen Ritualen erinnert fühlte. „Wir müssen konkret werden“, war sein konkretester Satz. Die 21 Punkte aber, um die es in Rom ging, sind noch nicht verpflichtend. Sagen wir so: Worte sind geduldig – die Opfer, Hundertausende weltweit, sind es nicht.

Moralische Weisung bieten

Franziskus hätte die Forderungen mit der Autorität seines Amts verbinden und sie sich zu eigen machen können. Die katholische Kirche soll doch 1,3 Milliarden Menschen moralische Wegweisung bieten. Und es ist ja nun kein Hexenwerk, was nötig ist: Ein Handbuch, in dem geregelt wird, was in einer Gemeinde passiert, wenn ein Verdachtsfall aufkommt: eine Anweisung, dass Priester und Bischöfe, die sich des sexuellen Missbrauchs schuldig gemacht haben, entlassen werden; eine Mitwirkung von Laien und Nicht-Klerikern an Ermittlungen; die sofortige Information sowohl staatlicher Behörden als auch kirchlicher Instanzen; eine psychologische Beurteilung von Priester-Kandidaten.

Aber Papst Franziskus hat das missen lassen. Erstaunlich – oder auch nicht. Denn Worte vor Taten, diese Leitlinie verhilft der Institution, dem System Kirche zu mehr Zeit, sich der neuen Lage geschmeidig anzupassen. Und dem Papst zu Ruhe an der Kurienfront. Viele in der Administration, Bischöfe und Kardinäle, sind nicht von ihm überzeugt, mehr noch, arbeiten gegen ihn. Sie vermissen Tiefgang, wenigstens annähernd wie bei seinem Vorgänger Benedikt XVI.

Hinzu kommt, dass der Jesuit Franziskus mit seinem Verhalten manchen mutigen jesuitischen Bruder, wie den deutschen Pater Klaus Mertes, allein stehen lässt. Das wird als doppelgesichtig angesehen. Enttäuschend ist es allemal. Franziskus muss wissen, dass sein Pontifikat an der Bekämpfung des Monsters Missbrauch gemessen werden wird. Er kann auch scheitern.   

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