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© epa efe

Argentinien: Der neue Falklandkonflikt

Der Ton zwischen London und Buenos Aires wird schärfer: Die Briten wollen mit Bohrungen nach Öl beginnen, Argentinien reagiert mit Säbelrasseln.

„Wir sind gut verteidigt“, betont Phyl Rendell. Als Leiterin der Abteilung Bodenschätze ist sie sozusagen die Ölministerin der Falklandinseln mit ihren knapp 3000 Einwohnern. Auch der britische Premier Brown, 700 Seemeilen entfernt in London, gibt sich gelassen: „Wir haben alle nötigen Vorbereitungen getroffen“, betonte er.

Vier Eurofighter und zwei Kriegsschiffe sind auf der Inselgruppe im Südatlantik stationiert. Glaubt man dem Boulevardblatt „Sun“, hat die Royal Navy schon Verstärkung geschickt: das Versorgungsschiff „Wave Ruler“, das Beobachtungsschiff „Scott“ und den Kreuzer „York“. Trotzdem forderte Oppositionssprecher William Hague die Entsendung einer Marineverstärkung zur Inselgruppe im Südatlantik.

Denn wer weiß, was noch alles passiert, wenn auf den Falklands, wie viele britische Investoren hoffen, demnächst schwarzes Gold aus dem Meeresboden sprudelt. Argentinien und seine durch Korruptionsgeschichten, Inflation und andere Wirtschaftsprobleme in den Umfragen unter Druck geratene Präsidentin Cristina Fernandez de Kirchner appelliert an argentinisches Nationalgefühl und hat eine „Seeblockade“ gegen die 500 Kilometer entfernte Inseln verhängt.

Noch einmal wollen sich die Briten nicht von Argentinien in einer Nacht- und-Nebel-Aktion überraschen lassen, wie damals, 1982, als sie, unter Premierministerin Margaret Thatcher, die Inseln in einem blutigen und kostspieligen Krieg von Argentinien zurückeroberten.

Grund der Aufregung ist die Bohrinsel „Ocean Guardian“, die zwei Monate lang von Schottland aus durch den Atlantik geschleppt wurde und nun bei den Falklands eintreffen soll. Die „Ocean Guadian“ soll vier Bohrlöcher für die britische Firma Desire Petroleum setzen. Dann wird sie an Rockhopper Exploration vermietet. Zwei weitere Ölsucher haben Optionen, um sie dann in tieferen Gewässern südlich der Inseln einzusetzen.

Geologen glauben, dass bei den Falklandinseln mehr Öl lagern könnte als in der Nordsee – bis zu 60 Milliarden Barrel. Shell suchte dort schon 1998 nach Öl, stellte die Bohrungen aber ein, als der Ölpreis unter zwölf Dollar fiel. Für diesen Preis ließ sich Öl im eiskalten Südatlantik, fern jeder freundlichen Zivilisation, nicht kommerziell fördern. Doch im vergangenen Juni heizte Rockhopper das Fieber erneut an, als es in dem alten Shell-Bohrloch massive Erdgaslager entdeckte.

Die „Malvinas“ sind argentinisch, finden die Argentinier, natürlich auch das Öl dort. Man werde „geeignete Maßnahmen ergreifen, um „illegale Aktivitäten auf den Falklandinseln“ zu verhindern, so Vizeaußenminister Victorio Taccetti. Schiffe, die Argentinien von dort aus anlaufen wollen, brauchen nun eine Sondergenehmigung.

„Über die Souveränität der Falklandinseln gibt es keine Zweifel“, betont man dagegen im Londoner Außenministerium. Immerhin weht – mit der kurzen Unterbrechung des Krieges – die britische Flagge seit 1833 auf der Inselgruppe. Die Regierung der Falklands habe das Recht, die Ölindustrie auf ihrem Territorium zu entwickeln und Großbritannien unterstütze sie dabei.

„Wir dürfen nicht vergessen, dass noch niemand Öl gefunden hat. In sechs, sieben Monaten könnten die Ölsucher wieder gehen und nie mehr wiederkommen“, beschwichtigt Phyl Rendell. Wenn die Ölblase platzt, könnten wohl auch die Kriegsschiffe wieder abziehen. Die Falklandbewohner müssten wieder von Schafzucht, Fischfang und Antarktistourismus leben.

Und wenn das Öl sprudelt? „Wir suchen die Kooperation mit Argentinien“, so London. Eigentlich seien die Beziehungen gut. Die Aufforderung der UN, mit Argentinien über die Souveränität der Falklands zu verhandeln, wird in London allerdings ignoriert.

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