zum Hauptinhalt
An der Zentralmoschee in Köln hängt ein Schaukasten der Türkisch-Islamischen-Union Ditib.

© Oliver Berg/dpa

Haltung des Dachverbandes Ditib zu islamistischem Terror: Der islamische Verband lässt die Tür zur Gewalt zu weit offen

In der Pressemitteilung stehen Textbausteine, in der Freitagspredigt klingt das anders. Eine Antwort mit gespaltener Zunge ist keine Antwort. Eine Kolumne.

Eine Kolumne von Barbara John

Es sind Zeiten, wo gemeinsames Handeln von Nicht-Muslimen und von Muslimen gefragt ist, um terroristischen Terror islamistischer Prägung zu bekämpfen.

In Conflans-Sainte-Honorine bei Paris, in Nizza, Dresden und Wien wurden in den vergangenen Wochen neun Menschen durch islamistische Täter ermordet, fünf Männer und vier Frauen. Etwa dreißig Personen wurden verletzt, zum Teil lebensgefährlich. Zu den wichtigen Ansprechpartnern des Staates in Deutschland gehört nach wie vor der Dachverband Ditib, die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion e.V..

Sie ist mit Abstand die größte islamische Organisation in Europa, sunnitischer Ausrichtung. In Deutschland gehören etwa 900 Moscheevereine dazu, die rechtlich und wirtschaftlich unabhängig agieren. In der Türkei ist Ditib (türkisch: Diyanet) eine staatliche Organisation, die lange Zeit dem Ministerpräsidenten unterstellt war.

Inzwischen ist Präsident Recep Erdogan selbst der Chef. Er vereint damit höchste politische und religiöse Macht. Kann eine solche Organisation in den Händen eines alles andere als „lupenreinen Demokraten“ Partner sein, um gegen islamistisch fixierte Fundamentalisten und Gewalttäter vorzugehen?

Die Worte sind anstachelnd

Zuerst muss sich Ditib fragen lassen, was mehr wiegt. Ist es die Ehre des Propheten oder ist es ein Menschenleben? Eine Antwort mit  gespaltener Zunge ist keine Antwort. 

[Wenn Sie alle aktuellen Entwicklungen zur Coronavirus-Pandemie live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können  ]

Ausgangspunkt sind zweideutige Aussagen, wie sie in der Pressemeldung der Ditib vom 29. Oktober und in Verbindung mit  der Freitagspredigt vom 30. Oktober zum Ausdruck kommen. Die Erklärung an die Presse liest sich wie eine Aneinanderreihung von einschlägigen, wohlklingenden Textbausteinen: Mitgefühl für die Opfer, Verachtung für die Täter, das Versprechen, weiterhin Präventions- und Deeskalationsdienste anzubieten, ein Aufruf an Muslime, Provokationen mit Besonnenheit zu begegnen.

Ganz anders die Tonlage in der Freitagspredigt. Kein Wort zur Ermordung des französischen Geschichtslehrers Samuel Paty, dafür aber viele Worte zu Angriffen gegen den Propheten Mohammad, gegen Verspottung und Verhöhnung von Menschen und erhabenen Werten „unter dem Deckmantel der `Meinungsfreiheit´“. Dagegen widersetzen sich der Islam und mit ihm die ganze Menschheit.

Gemünzt sind diese Aussagen wohl auf die Ausgabe der französischen Satire-Zeitschrift "Charlie Hebdo" mit einer Karikatur von Präsident Erdogan. In einer zuerst auf Türkisch publizierten Erklärung heißt es, diese Veröffentlichung sei „ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit, eine Provokation, die Menschen und Massen aufregt". Ist den Verantwortlichen nicht klar, wie anstachelnd solche Worte wirken können? So bleibt die Tür zur Gewalt offen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false