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Screenshot von 2014: Denis Cuspert, Ex-Rapper und IS-Terrorist. Seine Witwe wurde nun verhaftet.

© Twitter/dpa

Update

Denis Cusperts Witwe festgenommen: Omaima A. soll ihre Kinder nach „IS-Ideologie“ erzogen haben

Omaima A. war bei der Terrormiliz IS und konnte nach ihrer Rückkehr drei Jahre unbehelligt in Hamburg leben. Erst jetzt wurde sie festgenommen.

Von Frank Jansen

In den bizarren Fall der Ex-Frau des getöteten Berliner IS-Agitators Denis Cuspert kommt nun Bewegung. Die Bundesanwaltschaft hat am Montag in Hamburg Omaima A. festnehmen lassen. Die Deutschtunesierin hatte drei Jahre nach ihrer Rückkehr von der Terrormiliz "Islamischer Staat" unbehelligt in Hamburg gelebt und war als Event-Managerin tätig.

Beamte des Hamburger Landeskriminalamts führten Omaima A. nun ab. Sie sei dringend verdächtig, sich als Mitglied an der Terrormiliz beteiligt zu haben, teilte die Bundesanwaltschaft mit. Die Deutschtunesierin war im Januar 2015 mit ihren drei Kindern nach Syrien gereist, um beim IS zu leben.

Dort wohnte sie zunächst mit ihrem ersten Ehemann, Nader H., in der IS-Hochburg Rakka zusammen. Omaima A. habe die Kinder im Sinne der IS-Ideologie erzogen und ihrem Mann ermöglicht, für die Terrormiliz als Kämpfer tätig zu werden, teilte die Bundesanwaltschaft mit. Die Frau soll auch über eine Kalaschnikow verfügt haben.

Nader H., bereits seit 2014 beim IS, kam im Frühjahr 2015 in Nordsyrien beim Angriff der Terrormiliz auf die kurdische Stadt Kobane ums Leben. Omaima A. habe vom IS eine "Kondolenzzahlung" in Höhe von 1000 US-Dollar sowie eine "Verdienstzahlung" erhalten, sagte die Bundesanwaltschaft. Im selben Jahr heiratete A. beim IS den Ex-Rapper Cuspert, der über das Internet für die Terrormiliz Anhänger in Deutschland warb.

Cuspert war in Berlin unter dem Namen "Deso Dogg" als Gangsterrapper aufgetreten, wandelte sich dann zum militanten Islamisten und ging 2013 nach Syrien. Auch Omaima A. soll über E-Mails Personen aufgefordert haben, zum IS zu kommen. Im September 2016 kehrte die Frau mit den Kindern nach Hamburg zurück, um hier ihr viertes Kind zur Welt zu bringen.

Die Bundesanwaltschaft bekam offenbar erst genügend Material für den Antrag auf einen Haftbefehl, als die libanesische Journalistin Jenan Moussa im Fernsehsender Al Aan TV die Aktivitäten von O. beim IS beschrieb. Cuspert starb Anfang 2018 bei einem Angriff in Syrien.

Kritik an der späten Festnahme kommt aus der FDP. Dass sie erst drei Jahre nach Rückkehr vom Omaima A. aus dem IS-Gebiet erfolgt sei, "wirft viele Fragen auf", sagte am Montag der im Bundestag sitzende FDP-Innenpolitiker Benjamin Strasser. Sollten die Behörden erst durch die mediale Berichterstattung auf Omaima A. aufmerksam geworden sein, "dann lässt das für den Radarschirm bei IS-Rückkehrern nichts Gutes befürchten". Der Bundesinnenminister müsse nicht nur für Aufklärung im Fall A. sorgen, "sondern vor allem endlich ein schlüssiges Konzept für den Umgang mit Rückkehrern vorlegen", sagte Strasser.

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