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Verteidigungsminister de Maizière ist gegen ein militärisches Eingreifen in Syrien.

© dpa

Syrien: De Maizière weiter gegen militärisches Einschreiten

Der deutsche Verteidigungsminister hat sich angesichts der weiter eskalierenden Gewalt in Syrien erneut gegen ein militärisches Einschreiten in dem Land ausgesprochen. Die Kämpfe gehen derweil unvermindert und brutal weiter. Bei Damaskus wurden rund 50 iranische Pilger entführt.

Berichte über neue Massaker und die Entführung von fast 50 iranischen Pilgern haben am Wochenende erneut ein Schlaglicht auf die wachsende Instabilität in Syrien geworfen. Eine sunnitische Extremistengruppe erklärte zudem im Internet, einen bekannten syrischen Fernsehsprecher verschleppt und hingerichtet zu haben. Derweil sprach sich Bundesverteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) auch nach dem Rücktritt des Syrien-Sondergesandten Kofi Annan für militärische Zurückhaltung in dem Land aus.

„Das Scheitern der Diplomatie darf nicht automatisch zum Beginn des Militärischen führen“, sagte de Maizière der Zeitung „Welt am Sonntag“. Es sei „zweifellos bitter und frustrierend, auf dieses Morden schauen zu müssen, ohne direkt etwas dagegen unternehmen zu können“, erläuterte der Minister. Deutschland müsse weiter humanitär helfen und die demokratisch gesinnten Teile der Opposition logistisch unterstützen. „Aber mehr nicht“, sagte de Maizière.

Bewaffnete entführten am Samstag bei Damaskus 47 Iraner. Der Vorfall ereignete sich, als sie Pilger mit dem Bus vom Ort Sajeda Seinab zum Flughafen fuhren, wie die iranische Nachrichtenagentur IRNA meldete. Nach Darstellung der iranischen Führung handelt es sich bei den Verschleppten um muslimische Pilger, die sich aus religiösen Gründen nach Syrien begaben. Iranische Staatsmedien machten die Rebellen für die Tat verantwortlich. Die Regierung in Teheran forderte die Türkei und Katar auf, sich für die Freilassung verschleppten Iraner einzusetzen. Die Türkei, Katar und Saudi-Arabien unterstützen die bewaffneten syrischen Rebellen. Der Iran gilt als enger Verbündeter des Regimes von Präsident Baschar Assad.

Regimetreue syrische Milizen töteten nach Berichten der „Süddeutschen Zeitung“ und der ARD in einem Ort südwestlich von Damaskus mehr als 60 Menschen. Ihren Reportern seien drei Massaker in den letzten Tagen in und um die Kleinstadt Dschdaidat Artus vor Ort von Anwohnern berichtet worden, teilte die Zeitung am Samstagabend mit. Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte in London habe vor zwei Tagen von 43 getöteten jungen Männern in dem Ort berichtet, die von Sicherheitskräften festgenommen, gefoltert und später einzeln oder in Gruppen getötet worden seien.

Bilder: Tage der Entscheidung in Syrien

Anwohner hätten der Zeitung, der ARD und einem Team von UN-Beobachtern von mindestens 20 weiteren Opfern bei diesem und zwei weiteren Massakern berichtet. Die Angaben ließen sich nicht unabhängig überprüfen, stimmten aber darin überein, dass regimetreue Milizen dafür verantwortlich gemacht würden, hieß es weite

Eine in Syrien ansässige sunnitische Extremistengruppe teilte unterdessen im Internet mit, sie habe einen bekannten syrischen Fernsehsprecher entführt und getötet, der seit dem 19. Juli als vermisst galt. Dem Mann sei vor seiner Tötung der Prozess gemacht worden, teilte die Gruppe mit dem Namen Al-Nusra-Front mit.

„Vielleicht werden diese und andere Operationen all denjenigen als Beispiel dienen, die dieses tyrannische Regime unterstützen“, hieß es in einer Erklärung, die zusammen mit einem Foto des entführten Fernsehmannes veröffentlicht wurde. Das Foto stammte offenbar aus der Gefangenschaft.

Unterdessen gingen die Angriffe syrischer Regierungstruppen gegen die letzten von den Rebellen gehaltenen Viertel in der Hauptstadt Damaskus weiter. Heftige Kämpfe wurden zudem aus der Wirtschaftsmetropole Aleppo im Norden gemeldet, wo Hunderte Rebellen am Samstag das Rundfunkgebäude angriffen, während die Regierung Flugzeuge und Kampfhubschrauber einsetzte.

(dapd/AFP)

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