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© dpa/Peter Kneffel

CSU-Chef Söder nervt die Schwesterpartei: Die CDU würde lieber über andere K-Fragen reden

Den Kanzlerkandidaten der Union im Spätsommer oder im Herbst 2024 küren? Zeitlich mag es wenig Unterschied geben, politisch schon – deshalb sorgen Söders Aussagen auch für Ärger.

Der Plan der CDU ist ein anderer gewesen für diesen Montag. Eigentlich wollte die Union mit einem Fünf-Punkte-Programm gegen den wirtschaftlichen Niedergang punkten, während der Kanzler noch im Urlaub weilt und schweigt. Stattdessen musste sie sich wieder mit sich selbst beschäftigten, „ohne Not“, wie es in CDU-Kreisen hieß, da CSU-Chef Markus Söder mit seinen Äußerungen vom Sonntagabend die Frage der Kanzlerkandidatur 2025 erneut auf die Tagesordnung gesetzt hat.

In einer Schalte im kleinen Kreis am Montagmorgen, an der neben Söder auch CDU-Chef Friedrich Merz teilnahm, soll es „keinen Dissens“ gegeben haben, wie im Anschluss zu hören war. Trotzdem hallen die Worte des Vorsitzenden der bayerischen Schwester bei den Christdemokraten, für die das Thema zur Unzeit kommt, nach.

„Konjunktur und Kaufkraft, Klima und Kinder – auf diese K-Fragen braucht es dringend Antworten – hier müssen wir die Ampel weiter mit unseren Konzepten konstruktiv antreiben“, sagte Parteivize Andreas Jung dem Tagesspiegel: „Die Frage der Kanzlerkandidatur dagegen steht jetzt nicht an, und deshalb tun wir gut daran, uns voll auf die inhaltliche Arbeit zu konzentrieren.“

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Spätsommer oder Herbst?

So leicht dürfte das nach Söders Aussagen zum Nominierungsprozess nun nicht mehr werden. Zeitlich mag das eng beieinanderliegen, wenn Söder im „Herbst“ jene Person küren will, die der Union wieder das Kanzleramt sichern soll, während Merz bisher von „Spätsommer“ gesprochen hatte. Genauer gesagt liegt nur ein Tag dazwischen: Die letzte der drei Ost-Landtagswahlen, im Lichte von deren Ergebnissen Söder die K-Frage beantworten will, findet just am Herbstanfang statt, dem 22. September 2024.

Konjunktur und Kaufkraft, Klima und Kinder – auf diese K-Fragen braucht es dringend Antworten. 

Andreas Jung, stellvertretender CDU-Bundesvorsitzender

Politisch aber steckt mehr dahinter, auch wenn Thorsten Frei als Geschäftsführer der Unionsfraktion im Bundestag davon spricht, Söders Aussagen „bestätigten den gemeinsamen Zeitplan“. Die Union werde „ihren Kanzlerkandidaten rund ein Jahr vor der Bundestagswahl benennen“ und sei gut beraten, bis dahin „keine Personaldebatten“ zu führen.

Andere Christdemokraten, die nicht genannt werden wollen, denken sich dagegen, dass der Medienprofi nicht zufällig eine andere Formulierung gewählt hat – zumal von Söder noch der Verweis kam, die CDU denke über die Nominierung bereits nach der Europawahl Anfang Juni nach.

Söders „Brutalität“ gegen Merz

Parteiintern wird darauf hingewiesen, dass Söder schon nach einer gemeinsamen Präsidiumssitzung Ende Juni in München Merz beim Thema Kanzlerkandidatur nicht beipflichtete und nach dessen Interviewaussagen zur kommunalen Zusammenarbeit mit der AfD auf Twitter mit einer gewissen „Brutalität“ gegen Merz vorgegangen sei.

„Es ist doch klar, dass sich ein CSU-Chef leichter in der K-Frage durchsetzen kann als ein möglicherweise nach Landtagswahlen geschwächter CDU-Vorsitzender“, hieß es Montag aus Kreisen der Christdemokraten – obwohl Söder wie schon im Vorfeld der Wahl 2021 eigene Ambitionen erneut bestreitet: „Merz hat durch die gute Zusammenarbeit im politischen Alltag offenbar ausgeblendet, dass er Söder in diesen Fragen nicht trauen kann.“

Der mögliche Dritte im Bunde, NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst, verwendet aus Vorsicht stets die Formulierung, dass die K-Frage erst „im Jahr vor der Bundestagswahl“ entschieden werde. Das könnte das ganze 2024 wie auch den zwölfmonatigen Zeitraum davor meinen.

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