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Reisende stehen vor einem Bus vor dem "China International Exhibition Center", das zu einem Transitzentrum für die Kontrolle von Übersee-Einreisenden umgebaut wurde.

© Andy Wong/AP/dpa

Chinas Angst vor der Coronavirus-Rückkehr: Die größte Gefahr kommt nun aus dem Ausland

Während weltweit die Pandemie tobt, gibt es im Ursprungsland kaum noch Infektionen. China will mit drastischen Mitteln verhindern, dass das Coronavirus zurückkommt.

Die Rückreise nach Peking dürfte sich ein deutsches Paar vermutlich angenehmer vorgestellt haben. Obwohl sie von ihrem Arbeitgeber die Informationen hatten, dass sie zusammen bleiben könnten, wurden sie gleich nach der Ankunft am Pekinger Flughafen getrennt, berichten sie in einer WhatsApp-Gruppe. 

Sie müssen nun jeweils in umfunktionierten Hotelzimmern 14 Tage lang in Quarantäne bleiben – und die Kosten dafür selbst bezahlen. Umgerechnet 65 Euro pro Nacht kostet das Zimmer in der Zwangsunterkunft. 

In den Räumen ist es zwölf Grad kalt, denn wegen der Viren möchte man die Heizung nicht anschalten, lautet die Begründung. Dabei lag die Außentemperatur in Peking am Dienstag schon bei 19 Grad. 

Dabei hatte das Paar sogar noch Glück gehabt. Andere Einreisende landen inzwischen in dem Quarantänezentren Xiaotangshan, das im Pekinger Vorort Shunyi wieder seinen Betrieb aufgenommen hat. Schon 2003 während des Ausbruchs von Sars diente es als Auffanglager für Erkrankte.

Angst vor dem Rückimport des Coronavirus

Zwar hatte die Coronaviruskrise in der zentralchinesischen Stadt Wuhan ihren Ursprung, doch inzwischen ängstigt sich die Volksrepublik vor allem vor einem Rückimport der Krankheit aus dem Ausland. 

Das sollen auch die Daten der chinesischen Führung unterstreichen: Nur noch sechzehn neue Covid-19-Fälle meldete China zu Wochenbeginn und gab dabei bekannt, dass zwölf dieser Fälle „importiert“ worden seien. 

Gefahr geht von Rückkehrern aus

Die größte Gefahr für Peking seien nunmehr Chinesen oder Ausländer, die nun nach China zurückreisen und das Coronavirus aus dem Ausland wieder einschleppen, berichten die Staatsmedien.

Die chinesischen Fluggesellschaften wie Air China, China Southern und China Eastern überlegen laut Angaben des Parteiblatts „Global Times“ ihre internationalen Flüge einzustellen. „Damit soll geholfen werden, ausländische Coronavirus-Überbringer daran zu hindern ins Land zu kommen, während weltweit die Zahl der Infizierten steigt“, zitiert die Zeitung eine interne Quelle. 

Quarantäne in der Inneren Mongolei?

Am Dienstag machte in den internationalen Gemeinschaften auch das Gerücht die Runde, wonach Flugzeuge mit Ziel Peking künftig nach Tianjin, Shijiazhuang, Taiyuan und Hohhot in der Inneren Mongolei umgeleitet werden sollen.

Die Pförtnerin im Pekinger Diplomatic Residency Compound, die für die Registrierung der zumeist internationalen Bewohner verantwortlich ist, rät den Bewohnern generell, nicht nach Peking zurückzukehren. 

Mit einem Team aus drei Leuten ist sie dafür zuständig, alle Daten gleichzeitig an die Polizei und die Behörden auf Bezirksebene weiterzugeben. Ab Anfang März gab es die Anordnung, Reisende davon abzuhalten, sich auf dem Weg nach Peking zu machen. 

Das war wenige Tage bevor Staats- und Parteichef Xi Jinping zum ersten Mal seit Ausbruch des neuartigen Coronavirus am 10. März nach Wuhan reiste, um dort den Sieg über das Virus zu verkünden.

Selbst Reisende innerhalb Chinas müssen in Quarantäne

Lange gab es ein Hin und Her bei den Regeln für die Einreise nach China. So wurde erst am 11. März beschlossen, dass sich alle aus dem Ausland in China ankommenden Passagiere für zwei Wochen in Selbstquarantäne begeben müssen, unabhängig davon, ob sie Symptome wie Fieber oder Husten aufweisen. 

Die Quarantäne wurde von Compound zu Compound unterschiedlich gehandhabt. Gleich war nur der tägliche Rapport und die Übermittlung der Körpertemperaturen.

Alle Reisenden, die noch vor Montag in China angekommen waren, sind den verschärften Maßnahmen entgangen. Mittlerweile müssen sich selbst Reisende innerhalb Chinas am Ankunftsort auf zwei Wochen Quarantäne einstellen. 

Regeln von Stadt zu Stadt unterschiedlich

Nur für Schwangere, Minderjährige und Menschen über 70 gelten noch Ausnahmen. Sie dürfen sich nach wie vor in Selbstquarantäne begeben. Es ist nicht immer ganz leicht die Lage einzuschätzen, denn die Entscheidungen in den jeweiligen Städten fallen sehr unterschiedlich aus, so dass die Maßnahmen variieren können. 

Ein Mann berichtete etwa, dass eine befreundete Familie am Dienstag mit zwei Kindern aus Thailand nach Peking zurückgekehrt sei. Weil sie aber in einem Einfamilienhaus leben und nicht in einer Stadtwohnung, wurde ihnen Selbstquarantäne gewährt und sie freundlicherweise mit einem separaten Bus nach Hause gefahren.

Und noch ein Problem kommt hinzu: Wer einmal nach China eingereist ist, kann die Zwangsquarantäne nicht abbrechen. Wer ein Ticket für eine Abreise vor Ablauf der 14-Tagesfrist gekauft hat, darf trotzdem nicht gehen.

Ning Wang

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