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Caster Semenya

© Athit Perawongmetha / REUTERS

Caster Semenya: Niederlage für intersexuelle Sportlerin

Die intersexuelle Läuferin auf Weltklasseniveau, Caster Semenya, muss ihren Testosteronwert senken lassen. Ein Porträt.

Leichtathletik-WM 2009 in Berlin, Pressekonferenz mit den Medaillengewinnerinnen über 800 Meter der Frauen: In der Mitte, auf dem Platz der Siegerin – Pierre Weiss, Vize-Präsident des Leichtathletik-Weltverbands IAAF. Sitzt er da, weil er die eigentliche Siegerin schützen muss? Oder besser gesagt: den Sieger?

Denn Caster Semenya aus Südafrika hatte zwar, aus dem Nichts kommend, in einer exzellenten Zeit gewonnen. Aber schnell hatte es Gerüchte gegeben: Ist die 18-Jährige eigentlich ein Mann? Mit ihrer tiefen Stimme, den großen Händen, den definierten Muskeln? Vor diesen Fragen wollte Weiss die 18-Jährige bewahren. Es war der Beginn einer kontroversen, wissenschaftlichen Diskussion. Am Ende das Untersuchungsergebnis: Caster Semenya ist intersexuell – nicht klassisch weiblich, nicht klassisch männlich. Sie startete weiter bei den Frauen.

Zehn Jahre nach ihrem Triumph in Berlin hat die jetzt 28-Jährige eine bittere Niederlage erlitten: Sie muss Medikamente nehmen, um ihren hohen Testosteronwert zu senken. Diese Entscheidung hat jetzt der Internationale Sportgerichtshof Cas gefällt. Die IAAF will eine Regel zur Testosteronreduzierung einführen, „um einen fairen Wettbewerb zwischen Frauen“ zu gewährleisten. Konkret geht es um Laufstrecken zwischen 400 Meter und einer Meile. Denn in diesen Disziplinen haben nach IAAF-Ansicht Athletinnen mit natürlich erhöhtem Testosteronwert einen besonders hohen Vorteil.

Schon lange Zweifel

Gegen die IAAF-Regel hatte Semenya, die sich als Frau sieht, geklagt. Die Regel sei „verletzend“. Die Regel sei „notwendig und angemessen“, sagt dagegen der Cas. Die IAAF hatte die Testosteronsenkung schon 2011 eingeführt, doch der Cas hob sie später wieder auf; die IAAF sollte erst die medizinische Notwendigkeit ihrer Anordnung beweisen. Das ist jetzt passiert. Dazwischen rannte Semenya von Triumph zu Triumph. 2011 und 2017 wurde sie Weltmeisterin über 800 Meter, 2012 und 2016 Olympiasiegerin. In Rio, 2016, als sie keine Medikamente nehmen musste, steigerte sie sich im Vergleich zum Vorjahr um acht Sekunden.

Doch auch in Südafrika hatte man schon lange Zweifel, dass es sich bei Caster Semenya um eine Frau handelt. Zumindest verweigerten Mitarbeiter einer Tankstelle in der Nähe von Kapstadt ihr den Gang zur Damentoilette. Laut ihres Trainers antwortete sie spitz. „Sie hat gefragt, ob sie die Hosen runterlassen soll.“

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