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Türkischstämmige Frauen mit Kopftüchern stehen in der Kölner Fußgängerzone.

© picture alliance / Oliver Berg

Casdorffs Agenda: "Gott bestraft Mädchen nicht, wenn sie kein Kopftuch tragen"

Tübingens OB Boris Palmer hat eine wichtige Debatte angestoßen: Ist das Tragen eines Kopftuchs ein Zeichen von Stärke oder Bevormundung? Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Stephan-Andreas Casdorff

Der traut sich was. Dass er Grüner ist, wüsste man oft nicht, wenn es nicht immer dabeistünde: Boris Palmer, 46, Tübinger Oberbürgermeister. Er hat keine Angst davor, anzuecken. Das liegt in der Familie. Vater Helmut war bekannt als „Remstal-Rebell“. Palmer jr. macht nun gerade mit dem kontroversen Thema „Kopftuch-Verbot für junge Mädchen an Schulen und Kindergärten“ von sich reden. Er ist dafür: „Mädchen sollten lernen, dass Gott sie nicht straft, wenn sie kein Kopftuch tragen“, schreibt er in einem offenen Brief.

Während Palmer hier an der Seite der Frauenrechtsorganisation „Terre des Femmes“ steht, steht das Team des „Mädchentreffs Tübingen“ gegen ihn. Bei dessen Besuch im Rathaus im November waren auch geflüchtete Mädchen mit Kopftuch dabei. Schon damals sprach sich Palmer gegen das Kopftuch aus. Die Mädchengruppe kritisierte ihn danach: Das Tragen des Kopftuchs sei für manche ein Zeichen von Stärke, weil es Teil ihrer Religion sei.

Palmer argumentiert dagegen, wenn Mädchen ein Kopftuch trügen, werde diese Entscheidung von den Eltern getroffen. Sie müsse aber den Kindern überlassen werden. In diesem Fall ist der Meinungsstreit nur gut. Weil Palmer sich anzuecken traut, gibt es vielleicht bald mehr Klarheit, sogar übers Remstal hinaus.

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