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Drohnen für medizinische Zwecke. Mit diesem Konzept hat Wingcopter drei Millionen Euro gewonnen.

© Imago/Christian Spicker

Bund fördert Drohnen-Start-up: Wie Wingcopter Medikamente nach Afrika bringen will

Drei Millionen Euro hat Wingcopter beim BMZ-Corona-Hackathon gewonnen. Mit dem Geld will das Drohnen-Start-up die medizinische Versorgung in Afrika verbessern.

Ideen für eine bessere medizinische Versorgung in Entwicklungsländern gibt es genug – nur fehlt es oft am politischen Willen und Geld, um die Pläne auch umzusetzen. Nun aber hofft der Darmstädter Drohnen-Hersteller Wingcopter auf einen entscheidenden Impuls, um sein Konzept langfristig auf dem afrikanischen Kontinent etablieren und den Export seiner Technologie ankurbeln zu können.

Drei Millionen Euro erhält das Unternehmen vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) als Fördersumme, nachdem es am Mittwochabend zu einem der Gewinner des Hackathons „#SmartDevelopmentHack“ gekürt worden war. 

Mit dem Geld wollen die Hessen nach dem Startschuss zwei Jahre lang zehn ihrer Drohnen im südostafrikanischen Malawi einsetzen und bis zu 170 örtliche Mitarbeiter schulen. Damit soll der Transport dringend benötigter Medikamente in entlegene und schlecht erreichbare Siedlungen über große Strecken organisiert werden.

Die künftigen Mitarbeiter werden zur Steuerung der unbemannten Fluggeräte benötigt, aber auch zur Schaffung der Infrastruktur für Starts- und Landungen, technischen Dienst und die Abwicklung bürokratischer Verfahren mit den örtlichen Behörden. Die Anschaffungskosten auf dem freien Markt für eine seiner Drohnen beziffert das Unternehmen auf eine mittlere fünfstellige Summe.

Nicht nur Malawi ist wegen der Corona-Pandemie noch einmal dringender auf medizinische Versorgung angewiesen. Ziel des „#Smartdevelopmenthack“ war deshalb, innovative digitale Lösungen zu finden, um die Herausforderungen des Coronavirus in Entwicklungsländern weltweit besser zu bewältigen.

Neun Projekte für digitale Lösungen in der Coronakrise ausgewählt

Der Hackathon ist eine Initiative des BMZ und der EU-Kommission, an der sich auch die Bill-Gates-Stiftung ebenso wie die TU München und die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) beteiligen. Rund 1000 Teams hatten sich um einen Startplatz beworben. Eine achtköpfige Jury hatte die Gewinner am Mittwochabend aus den 20 Finalteilnehmern ausgewählt – am Ende bekamen sogar neun Projekte statt wie geplant acht eine Förderung von jeweils drei Millionen Euro. 

„Das Projekt in Malawi soll den Impuls geben, dass wir auch in anderen afrikanischen Staaten mit unserer Technologie aktiv werden. Wir hoffen sogar, dass wir örtliche Unternehmer inspirieren können, in diesem Sektor aktiv zu werden“, sagte Thomas Dreiling von Wingcopter gestern im Gespräch mit Tagesspiegel Background.

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Malawi als Ausgangspunkt ist dabei kein Zufall. In der Hauptstadt Lilongwe hat das Kinderhilfswerk Unicef Anfang Januar die erste African Drone and Data Academy (Adda) eröffnet, unterstützt unter anderem von der Bundesregierung. Die Institution soll den Einsatz von Drohnen fördern, um die Lebensbedingungen von Kindern und Jugendlichen zu verbessern.

Auch beobachtet Wingcopter die Entwicklung im weiter nördlich gelegene Ruanda, wo der amerikanische Mitbewerber Zipline bereits ein großes Netzwerk für die Medikamentenversorgung durch seine Drohnen aufgebaut hat.

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„Unser Vorteil ist es, dass unsere Drohnen wie Multicopter selbstständig starten und landen, aber auch wie ein Flugzeug sehr schnell gleiten können. Andere Drohnen können entweder das eine oder das andere“, sagt Dreiling. Zipline, das aus dem Silicon Valley finanziert wird, muss beispielsweise seine Drohnen in die Höhe katapultieren und bei der Landung mit einem Netz auffangen. Technologisch liegen die Deutschen daher offensichtlich vorn.

Drohnen sollen schwerere Lasten tragen können

Die Darmstädter konzentrieren sich bei der Weiterentwicklung ihrer Drohnen jetzt darauf, dass sie künftig noch mehr Last transportieren kann. Sechs Kilo sind es maximal bei einer Flugdistanz von 45 Kilometern. Je länger die Strecke wird, desto leichter muss die Maximalladung sein.

Das Alleinstellungsmerkmal der Wingcopter ist ihr Schwenkrotoren-Mechanismus, der sowohl senkrechte Start- und Landemanöver ermöglicht wie auch schnelle, geräuscharme Gleitphasen mit einer Geschwindigkeit von bis zu 240 km/h.

Die Drohnen können gleichzeitig auch zur Datensammlung eingesetzt werden, wenn sie mit Kameras oder Sensoren ausgerüstet werden. Davon kann die Landwirtschaft profitieren, aber auch Behörden im Fall von Naturkatastrophen, um einen schnellen Überblick über die Ausmaße zu erhalten.

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