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Schlecht vorbereitet: Briten zogen mit Skiern in den Irakkrieg

Die Briten waren so schlecht für den Irakkrieg gerüstet, dass sie einer Blamage womöglich nur deshalb entgingen, weil sie gegen eine drittklassige und kampfesunwillige Armee antraten.

Nur fünf Schuss Munition erhielten die Soldaten bei Kriegsbeginn, viele mussten in Linienflugzeugen ins Kriegsgebiet reisen und ihre Ausrüstung als Handgepäck mitnehmen. Das Funksystem gab über Mittag regelmäßig den Geist auf, weil es zu heiß wurde. Nie aufgeklärt wurde wohl, warum Logistiker einen Container mit Ski in die Wüste geschickt hatten.

Diese Serie von Pleiten und Pannen hat die britische Zeitung „Daily Telegraph“ jetzt enthüllt. Sie zitiert aus Dokumenten der Regierung, die ihr vor Beginn einer parteiübergreifenden Untersuchung zur Rolle Großbritanniens im Irakkrieg zugespielt worden waren. Dabei handelt es sich unter anderem um Niederschriften von Aussagen hoher Militärs, die nach ihrer Rückkehr aus dem Irak von der britischen Regierung aufgezeichnet worden waren.

Die Zeitung vermutet als Grund für diese Unzulänglichkeiten, dass die Armee sich im Geheimen auf den Krieg vorbereiten musste. Premierminister Tony Blair bestritt im Jahr vor dem Irakkrieg gegenüber dem Parlament immer wieder, dass ein Krieg vorbereitet werde. Doch in Wirklichkeit hätten die Kriegsvorbereitungen bereits im Februar 2002 begonnen – mehr als ein Jahr vor dem Beginn der Invasion am 20. März 2003. Aber nur wenige hohe Offiziere und Beamte waren eingeweiht. Wütende Offiziere sprechen in Interviews von „überhasteten“ Vorbereitungen und einem Mangel an „Kohärenz und Geld“. Dadurch seien die entsandten Soldaten „beträchtlichen Risiken“ ausgesetzt gewesen.

Zum Auftakt der offiziellen Irak-Anhörungen an diesem Dienstag versprach deren Leiter, der ehemalige hohe Beamte Sir John Chilcot, seine Kommission sei entschlossen, die Geschichte des Krieges „ohne Auslassung und ehrlich“ zu schreiben. Er und die vier anderen Kommissionsmitglieder seien unabhängig, unparteilich und unvoreingenommen.

Die Kommission soll prüfen, welche Lehren aus dem Krieg gezogen werden müssen. Dabei muss Chilcot auch fragen, ob es politisch richtig und legal war, den Krieg zu führen, ob die Vorbereitungen für den Krieg und die Periode danach ausreichend waren und ob der politische Prozess in den Monaten vor dem Krieg und die Entscheidung selbst korrekt liefen. Bei alledem steht vor allem der damalige Premier Blair auf dem Prüfstand.

Um die Kommission wurde jahrelang politisch gestritten. Die Labour-Regierung stimmte erst zu, als der letzte britische Soldat irakischen Boden verlassen hatte. Ursprünglich wollte Premier Gordon Brown, dass die Kommission hinter geschlossenen Türen tagt. Nun werden so viel Dokumente wie möglich veröffentlicht und die Öffentlichkeit wird nur ausgeschlossen, wenn die nationale Sicherheit auf dem Spiel steht. Ob das der Fall sein wird, wenn Blair vernommen wird, muss sich zeigen. Veröffentlicht werden die Ergebnisse auf jeden Fall erst nach der nächsten Wahl.

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