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Cesar Sayoc, der 14 Briefbomben an Trump-Kritiker versandt haben soll, bei seiner Festnahme am Freitag in Florida.

© WPLG-TV/AP/dpa

Briefbomben in den USA: Nichts als Hassbotschaften

Der Verdächtige im Fall der Briefbomben verehrt und zitiert den US-Präsidenten. Trump weist jede Verantwortung zurück – und sieht sich selbst als Opfer.

Eigentlich ist alles viel zu einfach im Fall des Briefbombenattentäters. So einfach, dass Verschwörungstheoretiker bereits ihre kruden Ideen verbreiten. Zum Beispiel, dass die Demokraten das Ganze eingetütet haben, um US-Präsident Donald Trump und der Republikanischen Partei kurz vor den wichtigen Zwischenwahlen zu schaden. Was es so vermeintlich einfach macht, ist der Verdächtige selbst, den die US-Behörden am Freitag festgenommen haben, vier Tage nach dem Fund des ersten explosiven Päckchens.

Cesar Sayoc, der Mann aus Florida, der mindestens 14 Briefbomben an prominente Trump-Gegner verschickt haben soll, ist ein offenes Buch, was seine politischen Einstellungen betrifft. Das beginnt mit seinem weißen Lieferwagen, dessen Fenster mit triumphalen Fotos des Präsidenten (zum Beispiel auf der Motorhaube eines Panzers stehend) und von dessen Vize Mike Pence beklebt ist – und mit Bildern unter anderem von Ex-Präsident Barack Obama und der ehemaligen Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton, über deren Gesichter ein rotes Fadenkreuz gedruckt ist. Daneben steht: "CNN sucks", was sagen soll, dass er CNN richtig schlecht findet. Es ist ein direktes Zitat des Präsidenten, der die "liberalen Medien" immer wieder als verlogen und "Feinde des Volkes" bezeichnet.

Sayoc hat aber auch sonst ungemein viele Spuren hinterlassen. Auf CNN etwa lief am Freitag ein Video, das den 56-Jährigen auf einer Trump-Rallye im vergangenen Jahr zeigt, im ärmellosen, eng anliegenden weißen T-Shirt, er hält ein großes Plakat hoch, auf dem er gegen CNN protestiert.

An einer anderen Stelle trägt er den roten MAGA-Hut, der für Trumps Slogan "Make America Great Again" steht. Sayoc, der Mitglied der Republikanischen Partei war, ist offensichtlich einer der von Trump 180-prozentig Überzeugten, wie sie besonders auf dessen Wahlkampf-Rallyes vielfach und lautstark vertreten sind. Auch in den sozialen Medien soll der 56-Jährige gegen Trump-Kritiker gehetzt haben.

14 gefährliche Päckchen soll der 56-Jährige versandt haben

US-Medien, die aus Gerichtsunterlagen zitieren, zeichnen das Bild eines Versagers. Nachdem ihn seine Eltern aus dem Haus warfen, soll er in seinem Wagen gehaust haben, fest angestellt war er demnach nicht. Wie er selbst ausgesagt haben soll, arbeitet er mal in einem Stripklub, mal als professioneller Wrestler, bis Anfang des Jahres lieferte er Pizzen aus. Die "Washington Post" zitiert eine Ex-Kollegin des Pizzadienstes in Florida mit den Worten: "Er war wütend. Wütend auf die Welt, wütend auf Schwarze, Juden und Schwule."

Sayoc ist vorbestraft, unter anderem wegen Betrugs und Drogendelikten. Und er wurde auch schon mal festgenommen und zu einer Bewährungsstrafe verurteilt, weil er drohte, das Elektrizitätswerk Florida Power & Light in die Luft zu jagen.

Trump weist jede Verantwortung in diesem Fall von sich, er habe die Bilder von sich auf dem Wagen auch gar nicht gesehen, sagte er am Freitag. Gehört habe er, dass ihn der Mann verehren soll. Im Übrigen sei er selbst aber immer wieder Ziel von Angriffen der Opposition und der Medien.

Auch beklagte er, dass die Aufregung um die Bomben dem "Momentum" seiner Partei so kurz vor den Kongresswahlen schade. Bei den Wahlen am 6. November wollen die Republikaner ihre Mehrheit im Senat und im Repräsentantenhaus verteidigen, zumindest im letzteren können sich aber die Demokraten Hoffnung auf einen Machtwechsel machen.

Hillary Clinton, die neben Obama und anderen prominenten Demokraten Adressat der Briefbomben war, gab dem Präsidenten indirekt eine Mitschuld an den Ereignissen der vergangenen Tage. "Wir leben in einer Zeit, in der die Atmosphäre unberechenbar und hasserfüllt ist, und wir haben einen Präsidenten, der die ganze Zeit rücksichtslose Rhetorik praktiziert, die alle möglichen Leute erniedrigen und dämonisieren soll", sagte Clinton am Freitagabend in New York.

"Er peitscht die Zuschauer auf, die zu ihm kommen, und es ist fast wie eine Sucht: Er treibt sie an, und sie geben ihm das zurück, was er anscheinend braucht, um sich stark und wichtig zu fühlen", sagte Clinton, die 2016 gegen Trump verloren hatte.

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