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Auf den Straßen Myanmars kommt es momentan fast täglich zu Protesten.

© AFP

Update

Unruhen nach Militärputsch in Myanmar: Brandanschlag auf Zentrale von Suu Kyis Partei

In Myanmar trifft die Gewalt nach dem Militärputsch jetzt die Parteizentrale der abgesetzten Regierungschefin. Die Zahl der Toten steigt derweil.

In Myanmars größter Stadt Yangon ist das Hauptquartier der Partei der abgesetzten De-facto-Regierungschefin Aung San Suu Kyi mit einem Molotow-Cocktail in Brand gesetzt worden. Offenbar habe ein Angreifer den Brandsatz am Freitagmorgen gegen 4.00 Uhr Ortszeit auf das Gebäude geworfen, sagte Soe Win von der Partei Nationale Liga für Demokratie (NLD) der Nachrichtenagentur AFP.

Anwohner hätten die Feuerwehr verständigt und etwa eine Stunde später sei das Feuer unter Kontrolle gebracht worden, führte der NLD-Vertreter aus. Demnach wurde nur der Eingangsbereich der Parteizentrale beschädigt. NLD-Mitglieder seien bereits vor Ort, um den Schaden zu begutachten.

„Wir müssen eine Anzeige bei der Polizei erstatten“, sagte Soe Win. „Wir wissen nicht, wer das getan hat, aber es ist überhaupt nicht gut.“

In Myanmar hatte das Militär am 1. Februar gewaltsam die Macht an sich gerissen. Der Putsch beendete eine zehnjährige Phase des demokratischen Wandels in dem südostasiatischen Land unter Federführung der NLD. Die Junta sieht sich seitdem massiven Protesten gegenüber und reagiert mit brutaler Gewalt gegen Demonstranten.

Die nun beschädigte NLD-Zentrale war in den ersten Wochen nach dem Militärputsch Schauplatz von Demonstrationen gegen den Umsturz. Der Brandanschlag auf das Gebäude ereignete sich am Tag vor dem Tag der Armee in Myanmar, an dem das Militär mit seiner jährlichen Parade Stärke demonstrieren will. Beobachter befürchten eine Eskalation der Konfrontation zwischen dem Militär und seinen Gegnern.

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Die Zahl der Toten durch die Militärgewalt in Myanmar steigt weiter. Nach Schätzungen der Gefangenenhilfsorganisation AAPP sind in den knapp acht Wochen seit dem Putsch vom 1. Februar mindestens 320 Menschen gestorben, davon elf allein am Donnerstag. In Taunggyi im zentralen Shan-Staat seien vier Zivilisten erschossen und viele weitere verletzt worden, als Einsatzkräfte „Wohngebiete in eine Kampfzone“ verwandelten, hieß es in einer Mitteilung.

Soldaten seien auch in Häuser eingedrungen und hätten viele überwiegend junge Leute festgenommen, so AAPP. Die Zahl der Inhaftierten seit dem Umsturz stieg auf insgesamt knapp 3000. Weitere Tote gab es am Donnerstag in der nördlichen Region Mandalay, im zentralen Sagaing und im südlichen Bago. Auch am Freitag hielten die landesweiten Proteste gegen die Junta an.

„Dieser Krieg ist erst zu Ende, wenn wir ihn gewonnen haben“, sagte ein Aktivist, der anonym bleiben wollte, bei einer Demo in der Nähe der berühmten Sule-Pagode in der größten Stadt Yangon (früher: Rangun). „Wir hören nicht auf, bis es Freiheit und Gerechtigkeit gibt.“ Die Junta beziffert die Zahl der Toten auf 164 und bezeichnet die Opfer als gewaltsame Terroristen“. (AFP, dpa)

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