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Das leerstehende Doppelhaus in Escheburg (Schleswig-Holstein), das als Unterkunft für Asylbewerber genutzt werden sollte und auf das ein Brandanschlag verübt wurde.

© Axel Heimken/dpa

Finanzbeamter gesteht vor Gericht: Brand in Flüchtlingsunterkunft in Escheburg gelegt

Weil er verhindern wollte, dass sechs irakische Asylbewerber in dem benachbarten Gebäude untergebracht werden, legte ein 39-jähriger Finanzbeamter aus Escheburg dort Feuer. In Lübeck befasst sich nun das Landgericht mit dem Fall.

„Ich weiß nicht, was mich da angetrieben hat.“ Der 39-jährige Finanzbeamte auf der Anklagebank des Landgerichts Lübeck ist über sein eigenes Verhalten erschrocken, als er am Donnerstag ein Geständnis ablegt, dass er am 9. Februar in der direkt neben seinem Wohnhaus geplanten Flüchtlingsunterkunft in Escheburg (Kreis Herzogtum Lauenburg) am helllichten Tag einen Brand gelegt hat. Er wollte damit verhindern, dass am Folgetag sechs irakische Männer dort einquartiert werden. Bereits vor dem Haftrichter und der Polizei hatte der Angeklagte die Tat eingeräumt und daher gegen Auflagen Haftverschonung erhalten.

Vor Gericht schildert er ausführlich das Geschehen rund um den 9. Februar und bricht dabei ein paar Mal in Tränen aus. Genau wie andere Nachbarn hatte er sich darüber empört, dass ohne Informationen seitens der Gemeinde in den ersten Teil einer Doppelhaushälfte alleinstehende, männliche Asylbewerber aus Irak untergebracht werden sollten – mitten unter ihnen in einer Wohnstraße.

Durch Befragen der Nachbarn, die ebenfalls ganz offen Position gegen den Einzug von Flüchtlingen bezogen, versucht das Gericht zu ergründen, ob der Angeklagte womöglich zur Tat angestiftet wurde oder Mitwisser hatte. Eine Anwohnerin sagte im Zeugenstand offenherzig, sie habe vor der Tat mal gesagt, da helfe wohl nur einen Wasserschlauch in das bezugsfertige Flüchtlingshaus zu legen und den Wasserhahn aufzudrehen. Eine andere beschrieb die Tat des geständigen und bisher noch nie mit dem Gesetz in Konflikt gekommenen Familienvaters als Kurzschlusshandlung. Sie ergänzte: Man habe nichts gegen Ausländer, aber sehr wohl etwas gegen ein "Männerwohnheim".

Die Tat hatte vergleichsweise nur geringen Schaden angerichtet, weil kein offenes Feuer entstand sondern lediglich ein leichter Schwelbrand mit heftiger Qualmentwicklung. Mit zwei Monaten Verspätung ist nun eine Flüchtlingsfamilie in das renovierte Brandhaus eingezogen.

Der reumütige Täter hat nach eigenen Angaben bereits einen Kredit über 20 000 Euro aufgenommen, um den entstandenen materiellen Schaden an der Flüchtlingsunterkunft zu begleichen. Der Prozess in Lübeck wird am Montag fortgesetzt.

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