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Bombenanschläge: Neue Attentate auf Christen in Irak

Im Irak hat eine neue Terrorserie gegen die christliche Minderheit unter den Gläubigen Angst und Schrecken ausgelöst. Sechs Bomben detonierten am Sonntag vor verschiedenen Kirchen in Bagdad. Auch in Kirkuk und Mossul kam es zu Angriffen.

Der schwerste Anschlag ereignete sich vor der chaldäischen Kirche Notre Dame im Osten der Hauptstadt. Wie Weihbischof Shlemon Warduni gegenüber unserer Zeitung bestätigte, tötete eine Autobombe vier Menschen und verletzte 25, als die Gläubigen nach der Abendmesse das Gotteshaus verließen. Waduni hielt sich während der Detonation noch in dem Gebäude auf. Nach seinen Angaben kam es am Montag früh in der nordirakischen Stadt Mossul zu einem weiteren Sprengstoffanschlag, der drei Kinder verletzte, eine schiitische Moschee sowie die Jungfrau-Maria-Kirche beschädigte. In Kirkuk wurde ein christlicher Politiker ermordet.

"Die Menschen sind sehr schockiert", sagte Warduni. "Sie werden jetzt Angst haben, zur Kirche zu kommen und wieder einige werden versuchen, das Land zu verlassen". Der Bischof übte entschiedene Kritik an dem bisherigen Schutz durch die irakischen Sicherheitskräfte. "Wir brauchen mehr Sicherheit - nicht nur einen Tag, eine Woche, einen Monat, sondern kontinuierlich." Er rechne damit, dass die Attentate auch in Zukunft weitergehen. "Wir Christen fragen uns, wer tut das? Was wollen die Leute von uns? - wir wissen es nicht", sagte er. Die Polizei in Bagdad riegelte unterdessen alle Zufahrtsstraßen zu Kirchen in der Stadt ab. Der Attentäter von Notre Dame hatte Wachleuten gegenüber angegeben, sei alter VW Passat sei kaputt, er wolle ihn nur kurz abstellen und einen Mechaniker holen.

Nach Angaben des Bischofs von Kirkuk, Louis Sako, sind seit dem Sturz von Saddam Hussein mehr als 200.000 Christen aus dem Zweistromland geflohen. Momentan leben noch etwa 500.000 Christen im Irak, von denen die meisten Chaldäer sind. Erst im letzten Oktober hatte eine Mordserie in Mossul dazu geführt, dass mehr als 10.000 Menschen - das war die Hälfte der christlichen Einwohner - aus der Stadt flohen und in Dörfern der Umgebung, in Klöstern, Schulen und Kirchen Unterschlupf suchten.

Anschlag auf US-Botschafter Hill

Am Sonntag entging auch der US-Botschafter im Irak, Christopher Hill, einem Anschlag, als sein Konvoi in der Provinz Si Kar im Süden unterwegs war. "Es gab einen Knall und wir fuhren durch eine dichte Rauchwolke", sagte Hill der Zeitung "USA Today". "Allen geht es gut." Hill ist seit Anfang April Botschafter in Bagdad, er löste Ryan Crocker ab. Ein Wagen, der vor dem gepanzerten Auto des Botschafters fuhr, wurde durch den offenbar eher kleinen Sprengsatz beschädigt.

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