zum Hauptinhalt
Maskenlos und mittenmang: Jair Bolsonaro mit Unterstützern (Das Foto stamm vom 31. März).

© EVARISTO SA / AFP

Bolsonaro gefährdet die Weltgesundheit: Wer zieht Brasiliens rücksichtslosen Präsidenten zur Rechenschaft?

Jair Bolsonaro fackelt die „Lunge der Welt“ ab und provoziert die Entstehung von Corona-Supermutanten. Die Welt sollte reagieren. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Caroline Fetscher

Alarm schlägt jetzt ein brasilianischer Politiker. Angesichts der verantwortungslosen Corona-Politik von Präsident Jair Bolsonaro fordert Ex-Justizminister Cardozo, der Mann solle für die Tausenden Toten „büßen“. 63 000 waren es allein im März.
Bolsonaro ignoriert das.

Auch davon, dass die Gesundheitsexperten des Landes verzweifelt nach Lockdown ruft, will der Hasardeur nichts hören. Cardoso nannte das Handeln des Präsidenten „Barbarei“ und forderte, die internationale Gemeinschaft müsse einzuschreiten. Richtig. Doch was kann sie tun? Die internationale Strafjustiz kann Bolsonaros Leugnen der Pandemie so wenig als Massenmord oder unterlassene Hilfeleistung einstufen wie als Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Dazu müsste ihm Intention nachgewiesen werden, und das wird nicht gehen.

Nirgends wird das Fehlen supranationaler Ordnungssysteme deutlicher als in einer Pandemie. Das Eindämmen des Virus, das von einem Markt in China in die weite Welt loszog, wurde zur Aufgabe aller. So ist jede Regierung bis zu einem gewissen Grad die Regierung auch aller anderen auf Erden, und allen Rechenschaft schuldig – und die größten am allermeisten. Denn die Dimension eines Staats spielt eine erhebliche Rolle.

[Wenn Sie alle aktuellen Nachrichten live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere runderneuerte App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können.]

Das Virus kennt keine Grenzen, es hat keine Nationalität und keinen Pass. Und keine Nation ist eine Insel, erst recht nicht ein gigantischer Flächenstaat wie Brasilien. Was dort versäumt wird, hat weltweite Auswirkungen, wie bereits Bolsonaros Rücksichtslosigkeit beim Abfackeln der Regenwälder Amazoniens. Deren Vernichtung schädigt das Weltklima, so wie Brasiliens bedrohlicher Umgang mit Corona die Weltgesundheit.

Je mehr Mutanten, desto größer das Resistenzrisiko

Brasilien riskiert zurzeit konkret die Verbreitung der in der Amazonasmetropole Manaus entstandenen Corona-Mutante P1. Mutanten gedeihen nur in infizierten Körpern, diese sind ihre Treibhäuser. Von dort springen sie über auf andere Körper, und da Menschen mobil sind, von Kontinent zu Kontinent. Je mehr Mutanten sich ausbreiten, desto größer die Gefahr von Escape Varianten, die vor Impfstoffen flüchten („escape“), und gegen die aktuelle Impfstoffe weniger oder nichts ausrichten. Noch mehr Tote sind die Folge, und noch mehr Milliarden für neue Impfstoffentwicklungen und Impfkampagnen werden nötig.

Brasiliens Regierung nimmt den Angriff des Virus auf die eigene Bevölkerung einfach so hin – und ebenso auf Bevölkerungen anderer Länder. Diese aber sollten das nicht hinnehmen. Einen Internationalen Corona-Gerichtshof, der aufklären und verurteilen könnte, wird es schon aufgrund hochkomplexer Beweisführung kaum geben können. Doch nötig sind klare wirtschaftliche wie politische Signale in Richtung Bolsonaro.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false