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Mike Bloomberg (l.) und Joe Biden

© Mark Ralston / AFP

Vorwahlkampf in den USA: Bloombergs Geschenk für den „Super“-Biden

Das Comeback des Ex-Vizepräsidenten ist beeindruckend – und Bloomberg unterstützt ihn im entscheidenden Augenblick. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Juliane Schäuble

Was für eine Siegesserie! Joe Bidens Wiederauferstehung ist vielleicht das beeindruckendste Comeback in der Geschichte der US-Wahlkämpfe. Noch vor wenigen Tagen, nach dem erschütternd schwachen Abschneiden des ehemaligen Vizepräsidenten in den Vorwahlen von Iowa und New Hampshire, galt seine Kampagne als ausgelaugt, lahm und kurz vor dem Aus.

Der Dienstag hat eindrücklich gezeigt, dass das voreilig war. Joe Biden, der sich dem Land als Versöhner, als Heiler anpreist, ist in der Lage, große Teile seiner Partei hinter sich zu bringen – und sei es vor allem mit dem Versuch, den linken Senator Bernie Sanders zu verhindern. Damit hat er sich wieder als Favorit etabliert.

Kann Joe Biden die Partei einen?

Dass der Milliardär Michael Bloomberg am Mittwochmorgen nach seinen enttäuschenden Ergebnissen rasch einsah, dass er chancenlos ist und sich sofort für Biden aussprach, war wichtig. Seine schier unbegrenzten finanziellen Mittel sind ein riesiges Geschenk für Biden - zu einem entscheidenden Zeitpunkt. Bloomberg ist ja überhaupt nur mit Verspätung eingestiegen, als die Zweifel an Bidens Stehvermögen immer größer wurden.

Doch Biden hat seine schwerste Aufgabe noch vor sich, selbst wenn dieser Schwung anhält und ihm im Sommer die Nominierung seiner Partei einbringt: Er muss auch den jungen, von Sanders’ revolutionären Ideen begeisterten Teil der Demokraten für sich und seinen Wahlkampf gewinnen. Er muss die enorme Spaltung seiner eigenen Partei heilen.

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Das wird nicht einfach werden. Am Dienstagabend buhten Sanders-Anhänger, als ihr Favorit auf der Bühne den Namen seines Konkurrenten erwähnte. Für sie steht der 77-Jährige für all das, was sie überwinden wollen, er, der Washingtoner Politikveteran, ist das Establishment. Sie wollen einen Neuanfang. Wird Biden der Kandidat, braucht er aber ihre Stimmen, er braucht den linken Flügel, um Donald Trump zu schlagen.

Das Duell mit Bernie Sanders wird langwierig sein

Allerdings muss sich auch Sanders angesichts solcher Szenen fragen lassen, wie er Trumps zweite Amtszeit verhindern will, wenn er eben die Partei kritisiert, mit deren Unterstützung das gelingen soll. Dass er als Unabhängiger antritt, macht das nicht besser. Sein großes Versprechen lautet, seine Kampagne erzeuge so viel rauschhafte Begeisterung, dass die Wahlbeteiligung signifikant ansteige. Doch am „Super Tuesday“ war es Virginia, wo im Vergleich zu 2016 fast doppelt so viele Menschen abstimmten – und zwar mit riesigem Abstand für Biden. So war es auch drei Tage zuvor in South Carolina, jenem Südstaat, in dem dessen Comeback begonnen hatte.

Der Partei steht nun ein langwieriges, zähes Duell zwischen den beiden Favoriten bevor, das möglicherweise bis zum Nominierungsparteitag im Juli anhält. Die anderen noch im Rennen befindlichen Bewerber werden kaum mehr eine Rolle spielen.

Diese Zweifel sind mit dem „Super Tuesday“ nicht vollständig beseitigt: Trump wird nicht lange zögern, um seine Attacken gegen Biden wieder zu verschärfen. Und der Ex-Vizepräsident selbst hat einen Hang zu peinlichen Versprechern, der sich effektiv ausschlachten lässt. Aber der Moment gehört Joe Biden. Es liegt nun an ihm, was er daraus macht.

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