zum Hauptinhalt
Die Excire KI hat beim Blende-Fotowettbewerb dieses Foto von Nicolai Brügger zum Gewinner der Kategorie „Sonderpreis KI by Excire“ gekürt.

© obs/Nicolai Brügger

Bilder von Künstlicher Intelligenz : Ist die Fotografie bald am Ende?

Mit Künstlicher Intelligenz lassen sich ganz neue Bildwelten erschaffen. Drei Experten sagen, was sie davon halten.

Künstliche Intelligenz schafft völlig neue Möglichkeiten, Bilder zu kreieren. Bedroht das die klassische Fotografie? In unserer Serie „3 auf 1“ erklären drei Expert:innen, was das bedeutet. Alle Folgen von „3 auf 1“ finden Sie hier.


Die Rede vom Ende der Fotografie erscheint mir wenig produktiv. Eine ähnliche Debatte kennen wir bereits: Sie wurde vor mehr als zwanzig Jahren geführt und thematisierte den Stellenwert des Digitalen gegenüber dem Analogen. Im Rückblick hat die Fotografie diesen temporären Aufruhr wohlbehalten überstanden. Sie ist, wie man auf Englisch sagt, alive and kicking.

Der Begriff Fotografie ist seit jeher eine Sammelbezeichnung, die zahlreiche Techniken, Materialitäten und Gebrauchsweisen in sich vereint. Natürlich unterliegen KI-generierte Bilder einer eigenen Logik, die ohne fotografische Verfahren im engeren Sinn auskommt. Dennoch sind diese Bilder nicht ohne Fotografien zu denken, denn sie stellen nicht nur die Datenbasis der Bildgeneratoren, sondern bilden auch den gelernten Erfahrungswert ab, an dem sich unser Blick auf KI-generierte Bilder misst. Umgekehrt steht außer Frage, dass sich diese rasant entwickelnde Technik auf unser Verhältnis zu Bildern auswirken wird – sowohl auf individueller als auch auf gesellschaftlicher Ebene.


„Diese Technik nimmt Abkürzungen, die ‚echte‘ Kunst nicht nehmen würde.“ „Sie mischt nur Bestehendes und schafft nichts Neues.“ „Ihr fehlt das Unperfekte, das Unfertige, kurz – das Menschliche.“ Wann fielen diese Sätze? Bei der Erfindung von Photoshop in den 90er Jahren. Den heutigen „Digital Artist“ gab es noch gar nicht.

Die Diskussion um die Wechselwirkung von Technik und Kreativität hingegen gab es schon. Sie ist so alt wie Kunst selbst. Dass generative Algorithmen, also die Weiterentwicklung von Software, das „Ende der Fotografie“ einläuten, ist ähnlich wahrscheinlich wie das „Ende der Malerei“, das einst befürchtet wurde. Letzteres lässt seit nun 200 Jahren Fotografie noch immer auf sich warten.

Das Gegenteil stimmt: Wir schätzen Malerei mehr als früher. Teile der Fotowelt werden sich ändern. Aber Künstler:innen, die KI nutzen, schaffen Berührendes aus gleichem Grund wie zuvor: ihrer „Sprache“, ihrem handwerklichen Können oder ihrer Haltung zur Welt. Wir werden Werke sehen, die wir uns heute noch gar nicht vorstellen können.


Der aktuelle Stand der Entwicklung bedeutet auf alle Fälle einen signifikanten Einschnitt -sowohl für mich als professionelle Fotografin als auch im Größeren für die Geschichte des Mediums. Schon längst hat Fotografie die Beweiskraft verloren, „das Echte“ festzuhalten. Diese Entwicklung wird durch die leichte Verfügbarkeit der KI-Tools beschleunigt.

Zudem müssen wir diskutieren, wie wir diese neuen Bildwelten eigentlich bezeichnen wollen. Die von KI erzeugten Bilder sind Zahlencodes, die sich zwar aus Fotomaterial generieren, aber keine Fotos sind. Die KI hat kein künstlerisches Auge, ihre Bildkreation ist ein mathematisches Ergebnis.  

Am Ende der Fotografie sind wir in meinen Augen dennoch längst nicht angekommen.

Da bin ich ganz romantisch und glaube fest an ihre ursprüngliche Kraft, an ihre Aura. Es wird immer ein Bedürfnis nach dem Unperfekten, dem Menschlichen, dem Künstlerischen geben. Sie wird Bestand haben, auf alle Fälle in der Kunst oder im Journalismus, also in den Nischen, in denen ihre Wesenseigenschaft der Authentizität unabdingbar ist.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false